Chronik 2021–2022

Totengedenken

P. Bernd Hagenkord SJ war ein hervorragender Kommunikator und als solcher ein unermüdlicher Brückenbauer zwischen der Weltkirche und der Kirche im deutschen Sprachraum. Der in Hamm (Westfalen) Geborene wurde 2002 zum Priester geweiht, übernahm 2009 die Leitung der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan und war ab 2017 Leitender Redaktor von Vatican News und Koordinator der über 30 Sprachabteilungen des Vatikans. 2019 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Ordensoberer der Jesuitengemeinschaft in München. Zugleich engagierte er sich als geistlicher Begleiter des Synodalen Weges. Am 26. Juli 2021 starb er in München nach langer, schwerer Krankheit mit 53 Jahren.

Klaus Nientiedt war ein bedeutender katholischer Journalist bei deutschen Zeitschriften – leidenschaftlich, zugleich kritisch und ein eifriger Verfechter der Erneuerung der Kirche. In der Schweiz wurde er vor allem Lesern der «Herder-Korrespondenz» bekannt. Er starb am 4. August 2021 im Alter von 67 Jahren.

Franz Ulrich, Filmpublizist, unauffällig in seiner Erscheinung und ohne jede Allüren, war ein Leben lang dem Film zugetan. Er schrieb während 30 Jahren für den katholischen «Filmberater» und ab 1999 für die ökumenische Nachfolgezeitschrift «ZOOM». Er wurde zu einem der besten Kenner der Filmgeschichte und engagierte sich nach der Pensionierung für die ZOOM-Dokumentation. Am 21. Februar 2022 starb er mit 86 Jahren

Personen

Encarnación Berger-Lobato, gebürtige Spanierin, verliess Ende Februar 2022 die Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Die studierte Theaterwissenschaftlerin und eidg. dipl. PR-Beraterin war seit August 2016 für die damals neu geschaffene Stelle «Marketing und Kommunikation» der SBK zuständig. Inskünftig will sie als Krankenpflegerin arbeiten.

Br. Bruno Fäh Cap., Medienfachmann auf vielen Gebieten, betreute im Februar 2022 in Leuk-Stadt (VS) zum letzten Mal einen Fernsehgottesdienst. «Ein schöner Schlusspunkt», sagte der Kapuzinerpater, seit 2013 verantwortlich für die Zusammenarbeit des Katholischen Medienzentrums in Zürich mit SRF. Dazu gehörten neben den Gottesdiensten die Sonntagspredigten und das «Wort zum Sonntag».

Giuseppe Gracia, der 53-jährige Mediensprecher des Bistums Chur, hat nach der Wahl von Joseph Bonnemain zum neuen Bischof von Chur seinen Platz geräumt. Er war Zeit seiner Tätigkeit – zuerst in Solothurn, dann in Chur – umstritten, teils wegen seinen Ansichten, teils wegen der Form seiner Debattenbeiträge.

Sibylle Hardegger ist die Nachfolgerin von Br. Bruno Fäh als katholische Radio- und Fernsehbeauftragte der SBK. Die gebürtige Baslerin hat im Oktober 2021 ihre neue Aufgabe übernommen, mit viel Erfahrung im persönlichen «Gepäck». Sie studierte Theologie, arbeitete als Pastoralassistentin, übernahm das Bischofsvikariat der Bistumsregion St. Urs, verpflichtete sich für ein paar Jahre, im Auftrag von Hilfswerken in Nordeuropa ein Freiwilligenprojekt für junge Menschen zu führen, kam zurück in die Schweiz als Seelsorgerin im Kanton Zug und als Präsidentin der Kinderhilfe Bethlehem und wurde nun neue Radio- und Fernsehbeauftragte.

Mgr. Peter Henrici SJ, Weibischof des Bistums Chur von 1993-2007 und Medienbischof der SBK, stand Urban Fink, dem ehemaligen Chefredaktor der SKZ und heutigem Geschäftsführer der Inländischen Mission (IM), Red’ und Antwort über seine Herkunft, sein Leben in Rom und Zürich/Chur, über theologische und gesellschaftliche Fragen, über die Kirche ganz allgemein. (Urban Fink, Peter Henrici: Rückblick, Ereignisse und Erlebnisse. Mit einem Geleitwort von Bischof Joseph Bonnemain. Bezug: Shop IM: www.im-mi.ch Tel. 041 710 15 01. Preis: Fr. 15.- plus Versand)

Oliver Maksan, ehemals Chefredaktor der katholisch-konservativen «Tagespost», wechselte Mitte 2021 ins Berliner Büro der NZZ, die ihre dortige Redaktion sehr stark ausbaute. Maksan wird ein guter Draht zu früheren Verantwortungsträgern im Bistum Chur (Huonder, Grichting) nachgesagt.

Odilo Noti, breit gebildeter Theologe aus dem Wallis, Kommunikationsfachmann (30 Jahre Caritas Schweiz) und Verleger (Edition Exodus), verlässt den Vorstand des Vereins Katholisches Medienzentrum, dem er seit 2007 angehörte, seit 2014 als Präsident.

Rosmarie Schärer, Redaktorin der «Schweiz. Kirchenzeitung», verlässt die Redaktion, weil sie einer Kürzung ihres Arbeitspensum um 20 Prozent auf eine 50-Prozent-Anstellung nicht zustimmen konnte. Das Angebot der Herausgeber erfolgte aufgrund notwendiger finanzieller Einschränkungen. Die studierte Historikerin und dreifache Mutter aus dem St. Galler Rheintal hat Erfahrungen als Redaktorin, Verlegerin und im Marketing, vor allem als ehem. Redaktionsleiterin der Vaduzer Medienhaus AG.

Georges Scherrer, versierter Journalist, verliess Ende 2021 die Redaktion kath.ch, nachdem er mehr als 30 Jahre über Gott und die Welt, Kirche und Gesellschaft berichtet und kommentiert hatte, zunächst für viele Jahre bei der Kipa in Freiburg, ab 2015 für die Online-Plattform kath.ch in Zürich.

Erich Schweizer, ein Pionier der Digitalisierung, ging ebenfalls Ende 2021 in Pension – nach über 20 Jahre Tätigkeit als Webmaster im Katholischen Medienzentrum in Zürich, zunächst für den ehemaligen Katholischen Mediendienst, ab 2015 für kath.ch. Zudem entwickelte und betreute er Webseiten für unzählige Organisationen.

Jacqueline Straub, Theologin und Journalistin, arbeitet seit Januar 2022 für kath.ch, sowohl als Redaktorin wie als Chefin vom Dienst. Sie studierte katholische Theologie, ist Mitglied im Redaktionsteam «Aufbruch» und hat Erfahrung bei «ERF-Medien». Seit Januar 2020 arbeitet sie im Video/Story-Team von «20 Minuten». Bekannt wurde sie aber vor allem als streitbare Verfechterin des Priestertums für Frauen und ihren Büchern. Home – Jacqueline Straub (jacqueline-straub.de)

Johanna Wedl, ehemalige NZZ-Journalistin, wurde im Juli 2021 Redaktorin und Produzentin für das Nachrichtenportal ref.ch, das vom kirchlichen Verein Reformierte Medien herausgegeben wird. In seinem Verlag erscheint auch das «Bref»-Magazin, mit eigener Redaktion. Als Journalistin hatte sie bei der Schweiz. Depeschenagentur (SDA) begonnen.

Kirche und Medien

„Apostolat des Ohres“. Dies ist das Motto des 56. Welttages der sozialen Kommunikationsmittel vom 29. Mai. Papst Franziskus bricht in seiner Botschaft eine Lanze für das Zuhören: „Auch in der Kirche ist es dringend notwendig, zuzuhören und aufeinander zu hören.“ In den Worten von Dietrich Bonhoeffer (1906-45): „Mit den Ohren Gottes sollen wir hören, damit wir mit dem Worte Gottes reden können.“ Der Papst schreibt: „Wer seinem Bruder nicht zuhören kann, der wird auch bald Gott nicht mehr zuhören können.“

Guter Journalismus. Zuhören, vertiefen, erzählen, das sind für Papst Franziskus die entscheidenden Kriterien für guten Journalismus. Und natürlich: «uscire» – aus den Redaktionen hinaus zu den Leuten gehen, wie der Papst im November 2021 anlässlich der Verleihung des Piusordens an Journalisten betonte. Diese Kriterien müssten ganz am Anfang der journalistischen Mission stehen. Dabei brauche es Geduld und vor allem Nähe zu den Befragten. Der gute Journalist dürfe sich nicht der Tyrannei der sozialen Netzwerke beugen und ständig nur im Netz verweilen.

Mandat abgegeben. Die Mitglieder der Kommission für Kommunikation und Öffentlichkeit (Medienkommission) der Bischofskonferenz haben zusammen mit ihrem Präsidenten Mariano Tschuor im Herbst 2021 ihr Mandat an die SBK zurückgegeben. Grund sei die veränderte Medienlandschaft. Es sei eine «Reflexionspause» notwendig. In den Bistümern und den kantonalen Landeskirchen seien Kommunikationsbereiche geschaffen worden, die Medienarbeit rasch und adäquat vor Ort und auf allen Kanälen leisteten. Auf der Ebene der SBK beschränke sich die Medienarbeit auf Verlautbarungen der Bischöfe und auf Stellungnahmen zu relevanten religiösen und gesellschaftlichen Themen. Diese Arbeit könne ohne ein Fachgremium geleistet werden.

100 Jahre. In der Ausgabe 1/2022 ihrer Publikumszeitschrift «ite» berichten die Kapuziner über 100 Jahre Medienpräsenz ihres Ordens in der Schweiz. Eine vielseitige Präsenz, immer wieder an zeitbedingten Anforderungen, technischen Möglichkeiten und neuen Informationsbedürfnissen orientiert. www.ite-dasmagazin.ch Abodienst: abo@kapuziner.org

Im Gegenwind. Die Rolle von kath.ch bei politischen Debatten hat zu Kritik und Diskussionen geführt, in Zuschriften und an der GV des Katholischen Pressevereins. Gerügt wurden unsägliche Aussagen vor allem von Chefredaktor Raphael Rauch zu einzelnen Personen und in der Debatte über die Konzernverantwortungsinitiative. Daher beschloss die Leitung des zuständigen Katholischen Medienzentrums in Zürich im Herbst 2021, eine User-Umfrage durchzuführen.

Printmedien

Jubiläum. Es sollte eine «grosse Wochenzeitung» werden. Das neue Printmedium hiess «Publik» und erschien am 27. September 1968 zum ersten Mal – mitten in den studentischen Stürmen (FAZ 28.1.22). Die Zeitung sollte sich «von der konventionellen katholischen Publizistik» absetzen. Aber schon nach drei Jahren war Schluss, auch weil viele Bischöfe der Zeitung die Liebe kündigten. Doch die Leute, die dahinter standen – u. a. Karl Rahner – gaben nicht auf und schufen «Publik-Forum», das vor 50 Jahren, am 28. Januar 1972, zum ersten Mal erschien. Die Zeitschrift erlebte viele Hoch und Tiefs. Im ständigen Auf und Ab standen aber immer wieder treue Weggefährten bereit, das Schiffchen zu retten. Heute meldet «Publik-Forum», das sich als ökumenische Plattform versteht, einen Bestand von 36’000 Abonnements. Publik-Forum.de – christlich, kritisch, unabhängig – Kommentare zu Politik, Ethik, Religionen

Radio und Fernsehen

90. Geburtstag. Im Februar 1931 ging Radio Vatikan erstmals auf Sendung. Pünktlich zum Jubiläum startete der Vatikan ein Internetradio. Damit ist der Sender auch in der Schweiz überall zu hören, stellt der einzige Deutschschweizer Redaktor bei Radio Vatikan, Mario Galgano, fest. Mit dem Internetradio wolle Radio Vatikan in die Fussstapfen der Radio-Pioniere der Dreissigerjahre treten. Damals hatte der Radio-Tüftler Guglielmo Marconi mitten in den Vatikanischen Gärten eine Rundfunk-Anstalt gegründet.

Gestrichen. In der bisherigen Sendung «Faut pas Croire» des Westschweizer Fernsehens RTS traten jeweils bekannte Persönlichkeiten aus dem Religionsleben auf. Die Sendung beleuchtete mit Hilfe von Gästen spirituelle, ethische und philosophische Entwicklungen in der Gesellschaft. Nun wird sie Mitte 2022 aus dem Programm genommen. Als Grund wird der Zwang zu finanziellen Einsparungen angegeben. «Cath-Info» in Lausanne und «Médias-pro» der Reformierten Kirchen in der Westschweiz anerkennen die Notwendigkeit des Sparens, fordern aber Gleichbehandlung. Denn hier werde doppelt so viel gespart wie in anderen Teilen von RTS. Auch schwäche nach den bereits 2016 erfolgten Kürzungen der Entscheid erneut das Angebot im Bereich Religion. Auch bedauern die beiden Organisationen, dass RTS den Entscheid ohne Absprache gefällt habe. Das untergrabe eine Partnerschaft, die vor mehr als 65 Jahren zwischen dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen und den Kirchen ins Leben gerufen worden sei.

Stecker gezogen. Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) blieb trotz heftiger Kritik bei seinem Entscheid, die Radiomagazine «Blickpunkt Religion» und «Zwischenhalt» Anfang Mai 2022 aus dem Programm zu kippen. Erhalten bleiben «Perspektiven» und «Glocken der Heimat». Grund des Sendeschlusses: Mit den beiden Sendungen und mit Perspektiven erreiche SRF dreimal dieselben Hörerinnen und Hörer. SRF wolle die «freiwerdenden Ressourcen» in die «Weiterentwicklung der Religionsangebote» investieren. Ziel sei es, ein neues Publikum zu erreichen, das sich für die vielfältigen Fragen rund um das interreligiöse und interkulturelle Zusammenleben interessiere.

Film und Kino

Ab 1924 geschlossen. Das Borromäum in Basel ist eine Institution, doch 2024 wird das von den Jesuiten geführte Haus mit Wohnmöglichkeiten für über 60 Studierenden aus aller Welt geschlossen. Damit geht auch eine über hundertjährige Geschichte des ersten Kinos in der Stadt Basel zu Ende: 100 Jahre Kino Borri – Borromäum (borromaeum.ch)

Preise und Auszeichnungen

Medienpreis 2021. Die Radiojournalistin Astrid Alexandre gewann mit «1,7 milliuns» auf RTR den Katholischen Medienpreis 2021 der SBK (dotiert mit Fr. 4’000.-). Die Podcastserie handelt von Menschen mit Behinderungen. Der Journalist Martin Schmidt («Walliser Bote») wurde mit einer speziellen Erwähnung (Fr. 1’000.-) für sein Interview «Kronig muss gehen. Ein letztes Gespräch mit einem Sterbenden» ausgezeichnet. Die Jury hatte 2021 die Möglichkeit, aus «einer ausserordentlich langen und mannigfaltigen» Bewerberliste ihre Wahl zu treffen.

«Good-news»-Preis. Der Medienpreis 2021 der Katholischen Kirche für die Westschweiz ging an Gaëlle May und ein Team von Jugendlichen aus den Pfarreien Bagnes, Vollèges und Verbier im Unterwallis. Er wird jeweils im Rahmen des Mediensonntags verliehen, für Projekte die sich in besonderer Weise um die Verbreitung der Frohen Botschaft durch gute Nachrichten in den Medien verdient machen. Die Wahl der Internetnutzer von cath.ch, die sich online äusserten, fiel zu 55,2 Prozent auf das Videoprojekt des erwähnten Teams.

«Medienpreis für junge Journalistinnen und Journalisten» des Schweiz. Vereins katholischer JournalistInnen (SVKJ): Der Medienpreis 2021 ging an Helena von Beust und Raphael Zwahlen aus Biel für ihren zweisprachigen TV-Beitrag «Die Kirchen stellen sich den zeitgenössischen Gesellschaftsfragen» resp. «Nos églises face au changement». Nils Pfändler und Linda Koponen (Text), Joël Hunn (Bilder), Journalisten der NZZ, wurden für ihren Printbeitrag «Wie Mark als Dragqueen Kira Lafleur zu sich selbst fand» ausgezeichnet.

Organisationen

Sorgen. Den Schweizerischen Katholischen Presseverein (SKPV) plagen Nachwuchssorgen. Viele Mitglieder haben ein hohes Alter. Die GV vom 3. Juli 2021 fand in Olten statt, wo die letzte verbliebene SKPV-Ortsgruppe existiert. Olten war einst eine Hochburg der katholischen Presse (Verlage, Zeitungen, Autoren). Die KPO unterstützt heute die Veröffentlichung von Büchern zur regionalen Geschichte und zum regionalen Erbe. Der schweizerische Verein konzentriert sich auf zwei Hauptaktivitäten: die Herausgabe der wöchentlichen Beilage «Christ und Welt», die in der «Luzerner Zeitung» erscheint und weiteren Zeitungen zur Verfügung gestellt wird. Ziel ist es, christliche und religiöse Themen öffentlich zu machen. Die andere wichtige Aktivität: Weiterbildung, mit Kursen für Informationsverantwortliche in Pfarreien und Organisationen. Nach der Pandemie sollen sie wieder neu aufgenommen werden.