2010-2011 Chronik

2010-2011 Jahreschronik

Totengedenken

Dolores Bauer, ehemalige Mitarbeiterin der Abteilung Religion im Hörfunk ORF, starb am 23. Juni 2010 mit 76 Jahren. Die Wiener Journalistin war wegen ihres entwicklungspolitischen Engagements und journalistischen Ethos hoch angesehen. 2006 wurde sie mit dem Preis der Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche ausgezeichnet.

Giuseppe de Carli, Journalist und Vatikan-Spezialist, starb am 13. Juli 2010 im Alter von 58 Jahren. Er hatte seit 2003 an der Spitze der Vatikan-Abteilung des italienischen Staatsfernsehens gestanden. Bekannt wurde er mit zahlreichen Buchveröffentlichungen, darunter 2005 eine Sammlung von Interviews mit 23 papstwahlberechtigten Kardinälen: „Eminenza, mi permette?“

Walther Gaemperle, Steyler Missionar, starb am 17. Juli 2010 mit 76 Jahren. Gaemperle war Lehrer am Gymnasium Marienburg in Rheineck, studierte später in Freiburg i. Ue. Germanistik und Kunstgeschichte und wirkte über viele Jahre als Redaktor der Zeitschrift „Stadt Gottes“. Von 1982 – 2000 betreute er die katholische Hochschulseelsorge an der Universität St. Gallen.

Michel Monney, letzter Präsident der katholischen Photoagentur Ciric und während einigen Jahren auch Mitglied des Kipa-Apic-Vorstands, starb am 19. Oktober 2010 mit 71 Jahren. Der sozial engagierte Politiker, der neben seinem Beruf und der Mitarbeit in der CSP seine ganze Kraft der Kantonalkirche Freiburg zur Verfügung stellte, nahm seinerzeit wie selbstverständlich die Herausforderung an, die Ciric neu zu organisieren und ihr das Überleben zu sichern. Doch kappte schliesslich die Römisch-katholische Zentralkonferenz (RKZ) jegliche Hilfe, sodass die Schliessung 2006 unvermeidlich war.

Georges Haldas, Genfer Schriftsteller, starb am 25. Oktober 2010 im Alter von 93 Jahren. Haldas hatte für sein Werk viele Preise, u.a. zweimal den Schillerpreis und den Grossen Ramuz-Preis, erhalten. Gemeinsam mit dem Fernsehjournalisten Jean-Philippe Rapp, war er der erste Träger des katholischen Medienpreises, der seit 1994 verliehen wird.

Persönlich

Herbert Bodenmann ist seit 1. August 2010 neuer Chefredaktor der Nachrichtenagentur Adventistischer Pressedienst (APD). Er trat die Nachfolge von Christian B. Schäffler an, der den APD 1974 gegründet und zu einer Nachrichtenagentur ausgebaut hatte. Bodenmann war u.a. Geschäftsführer der Siebenten-Tags-Adventisten in der deutschen Schweiz.

Dino Boffo übernahm im Oktober 2010 die Leitung des bischofseigenen Senders „TV 2000“. Er hatte im Sommer 2009 nach Presseberichten über eine angebliche homosexuelle Affäre und einen ungeklärten Rechtstreit sein Amt als Chefredaktor der katholischen Tageszeitung „Avvenire“ zur Verfügung stellen müssen. Beobachter sahen die Kampagne im Zusammenhang mit seinen kritischen Kommentaren zu Ministerpräsident Silvio Berlusconi.

Angelika Boesch, gelernte Buchhändlerin (Voirol Bern) und während 15 Jahren Redaktorin des Berner Pfarrblatts, ging im April 2010 in den Ruhestand.

Walter Buchs und André Kolly wurden zu Ehrenmitgliedern des Schweiz. Vereins Katholischer Journalistinnen und Journalisten (SVKJ) ernannt. Buchs war Sekretär des Katholischen Pressevereins, bevor er als Redaktor zu den „Freiburger Nachrichten“ ging. Kolly leitete viele Jahre das „Centre catholique de Radio et Télévision“ (CCRT) in Lausanne und präsidiert zurzeit die Medienkommission der Bischofskonferenz.

Christophe Büchi und Roger Friedrich, NZZ-Journalisten, wurden mit dem Oertli-Preis geehrt 2010 geehrt, in Anerkennung ihrer Verdienste um einen Brückenbau zwischen den Sprachregionen der Schweiz. Büchi, der in Einsiedeln die Matura absolvierte, ist seit 2001 Welschland-Korrespondent der NZZ, Friedrich war während 33 Jahren Redaktor der NZZ, mehrere Jahre davon als Westschweiz- bzw. Tessin-Korrespondent.

Christian Breitschmid wurde vom Generalvikariat für die Kantone Zürich und Glarus als Pressesprecher engagiert: Der Aargauer Journalist war zuletzt Produzent beim Schweizer Fernsehen („SF bi de Lüt“, „Hopp de Bäse!“).

Theo Bühlmann, Redaktor der KAB-Zeitschrift „treffpunkt“, übernahm auf 2011 die Redaktion der Missionszeitschrift „WeltWeit“, die von zehn schweizerischen Missionswerken herausgegeben wird. Er folgte auf Alois Hartmann, der die Redaktion während 13 Jahren geführt hatte.

Carmen Epp und Laure Gabus wurden vom SVKJJ mit dem katholischen Medienpreis 2011 für Nachwuchskräfte ausgezeichnet. Epp (Urner Wochenblatt) hatte eine Arbeit über eine alleinerziehende Mutter eingereicht, Gabus (Tribune de Genève) eine Recherche über die Wohnungssuche von Studierenden in Genf.

Peter Felber, reformierter Pfarrer und Kommunikationsfachmann, ist seit Februar 2011 neuer Kommunikations- und Marketingleiter des evangelischen Missionswerks Mission 21 in Basel. Felber trat die Nachfolge von Lukas Zemp an.

Manuel Lozano Garrido (1920 – 1971) wurde am 12. Juni 2010 selig gesprochen. Der spanische Journalist war während des Bürgerkriegs als Mitglied der Katholischen Aktion tätig, setzte sich für die Gefangenen ein und wurde vom Franco-Regime verhaftet. Nach dem Ende des Bürgerkriegs wurde seine Tätigkeit als Journalist weiter behindert. Bereits 1942 war er invalid geworden, 1962 erblindete er vollständig. 1956 gründete er eine eigene Zeitschrift für Kranke.

Katja Gentinetta ist seit März dieses Jahres Moderatorin der Fernsehsendung «Sternstunde Philosophie». Die promovierte Philosophin, in Zermatt aufgewachsen, war zunächst für die Aussenbeziehungen des Kantons Aargau zuständig, später Leiterin beim Forum Schlossplatz, zuletzt stellvertretende Direktorin von „Avenir Suisse“, dem Think Tank für gesellschafts- und wirtschaftspolitische Fragen.

Giuseppe Gracia wurde vom Churer Bischof zum neuen Leiter der Informationsstelle im Bistum Chur berufen. Er folgte auf Christoph Casetti, der diese Aufgabe während 22 Jahren wahrgenommen hatte. Gracia, dipl. PR-Berater SPRI, war vordem zwei Jahre in gleicher Funktion in Solothurn tätig. Mit seinem Arbeitsantritt wurde die Informationsstelle neu ausgerichtet. Zu ihren Aufgaben gehören die „strategische Beratung des Bischofs, Weihbischofs, Generalvikars und der leitenden Gremien in öffentlichkeitsrelevanten Fragen“. Auch der „mediengerechten Positionierung von Kernanliegen der Kirchenleitung gegenüber einer wachsenden, säkular geprägten Öffentlichkeit“ soll mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, wie es in der Medienmitteilung heisst.

Gabriele del Grande, italienischer Journalist, erhielt den Menschenrechtspreis „Pro Asyl-Hand“ 2010 der deutschen Stiftung Pro Asyl. Mit seinen mutigen und akribischen Recherchen zur Situation von Flüchtlingen an Europas Aussengrenzen und in Transitländern habe del Grande die menschlichen Tragödien sichtbar gemacht, die hinter den Meldungen über Schiffbrüchige und über Zurückweisungen stünden, stellte die Jury fest.

Isabelle Graesslé, reformierte Theologin und Leiterin des 2005 eröffneten Internationalen Museums der Reformation in Genf, ist 2010 mit dem Preis des Schweiz. Verbandes der Presse-Attachés (Usap) ausgezeichnet worden. Die Elsässerin war 2001 zur ersten Moderatorin der reformierten Genfer Pfarrerschaft gewählt worden.

Judith Hardegger, katholische Theologin, bisher Redaktorin beim „forum“, Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich, wechselte zum Schweizer Fernsehen (SF). Hier war sie bereits seit Januar 2009 in Teilzeit für die „Sternstunde Religion“ tätig.

Detlef Kissner, Theologe aus Hechingen (D), zuletzt Leiter eines Bildungshauses, wurde neuer leitender Redaktor von „forum Kirche“, dem katholischen Pfarreiblatt für Schaffhausen und Thurgau. Er trat die Nachfolge von Ann-Katrin Gässlein an, die neu die Verantwortung für Kommunikation und Mittelbeschaffung beim Schweiz. Zentralverein für das Blindenwesen übernahm.

Andrea Krogmann, Fotojournalistin und Kipa-Redaktorin, wurde mit dem Internationalen Fotopreis der Katholischen Weltunion der Presse (Ucip) ausgezeichnet, für ihr Bild „Christmas in Holyland“. Es zeigt eine griechisch-orthodoxe Nonne an Weihnachten 2009.

P. Albert Longchamp SJ übernahm im Mai 2010 erneut die Redaktion der Jesuitenzeitschrift „Choisir“ in Genf. Er folgte auf Pierre Emonet, dem neuen Provinzial der Schweizer Jesuiten. Emonet hatte die Monatszeitschrift während zwölf Jahren geleitet.

Thierry Mauron heisst der neue Direktor des Pauluswerks in Freiburg. Er folgt auf Albert Noth, der das Werk seit 1992 leitete und viele Jahre dem Vorstand Kipa-Apic angehörte. Mauron arbeitete nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften beim Bund (europäische Wirtschaftsfragen und GATT), bevor er zur Wirtschaftsförderung des Kantons Freiburg stiess, die er seit 2000 leitete.

Marco Meier, während drei Jahren Programmleiter von DRS 2, früher Redaktionsleiter der «Sternstunden», verliess Ende 2010 die SRG und widmet sich nun eigenen kulturellen und publizistischen Projekten. Der Rückzug erfolgte vor allem wegen der Neuorganisation von Radio und Fernsehen.

Renate Metzger-Breitenfellner, freie Journalistin und Publizistin, erhielt von ihrer Wohnortsgemeinde Beckenried den Impulspreis 2010 für Verdienste um verschiedene kommunale und kirchliche Projekte.

Lukas Niederberger, ehemaliger Direktor des Lassalle-Hauses in Bad Schönbrunn, heute Zentralredaktor des kantonalluzernischen Pfarreiblattes, arbeitet seit November 2010 als Teilzeit-Redaktor auch für die Zeitschrift „Aufbruch“. Er trat die Nachfolge von Sabine Schüpbach an.

Klara Obermüller, Journalistin und Publizistin, erhielt von der Universität Zürich den Ehrendoktor der Theologie, in Anerkennung ihrer schriftstellerischen Arbeiten zu gesellschaftlichen und religiösen Themen.

Maurice Page, Präsident des SVKJJ, verliess Ende 2010 nach dreijähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Teilzeit „Justitia et Pax“ in Bern, weil „die Weiterführung der Zusammenarbeit nicht mehr den Erwartungen“ entsprach.

Markus Schaaf übernahm im Juli 2010 von Werner Messmer das Präsidium der ERF-Medien Schweiz. Messmer war seit 1982 Mitglied im Trägerverein, seit 1990 Präsident. In dieser Zeit wuchs die Zahl der Mitarbeitenden von 10 auf 42, das Budget auf 6 Mio. Franken. Schaaf hat nach der Berufslehre als Buchhändler ein Theologiestudium und eine Heimleiterausbildung absolviert. ERF Schweiz ist ein christliches Medienunternehmen.

Thomas Schnelling, Theologe, wurde auf Ende November 2010 neuer Chefredaktor der katholischen Wochenzeitschrift „Sonntag“. Er trat die Nachfolge von P. Niklas Raggenbass OSB an, der die Zeitschrift nach knapp anderthalb Jahren verliess, um wieder als Seelsorger tätig zu sein. Schnelling lebt seit zehn Jahren in der Schweiz, zunächst als Pastoralassistent im Kanton St. Gallen, wo er auch für Regionalzeitungen tätig war. Seit 2006 war er freier Mitarbeiter der KAB-Zeitschrift „treffpunkt“; zuletzt Redaktionsmitglied von „Horizonte“, dem katholischen Pfarrblatt des Kantons Aargau.

Ludwig Spirig-Huber und Jakob Hertach sind die neuen Redaktoren der Zeitschrift „Heiliges Land“. Spirig ist u.a. Geschäftsführer von „Terra Sancta Tours“, Hertach freier Journalist in Zürich. Die beiden folgen auf Hans Rahm, ehemals Geschäftsführer des Schweiz. Katholischen Pressvereins.

Pierre Stutz, Theologe und Autor, verabschiedete sich nach zehnjähriger Mitarbeit von der Redaktion der Pallotiner-Zeitschrift „ferment“. Als Nachfolger amtet der reformierte Theologe Christoph Walser.

Markus Weber hat nach fünfjähriger Tätigkeit Ende 2010 seine Tätigkeit als Informationsbeauftragter der Römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Baselland aufgegeben.

Kirchen und Medien

„Mehr good news“. Unter diesem Motto fand im Mai 2010 der von der Medienkommission der SBK organisierte Mediensonntag statt. Der Slogan bekam vor dem Hintergrund der Missbrauchsdebatte besondere Brisanz. Sie wurde in der Öffentlichkeit, wie der Freiburger Medienwissenschaftler Louis Bosshart bestätigte, vor allem als „Imagekampagne“ wahrgenommen. Angesichts der äusseren Umstände hätte Bosshart auf die Kampagne verzichtet: „Im vorliegenden Fall hätte ich zu den Mitteln der Krisenkommunikation gegriffen. Die Konsequenzen für die Institution ´Katholische Kirche´ waren in ihrem negativen Gehalt abzusehen.“ Als unumgänglich bezeichnete Bosshart bei Krisen dieses Ausmasses eine „umfassende, unverzügliche, ungeschminkte Information der Mitglieder der Institution und der breiten Öffentlichkeit“. Teilweise sei das der Kirche in der Schweiz gelungen. „Einzelne positive Beispiele haben den Weg gezeigt.“

Unwissen und Distanz. Journalisten verfügen allgemein über sehr lückenhafte Religionskenntnisse und interessieren sich wenig für religiöse Fragen. Religion betrachten sie als Randthema. Auch seien Journalisten tendenziell weniger religiös als der grosse Teil der Bevölkerung. Das hat im September 2010 eine Studie der Medienwissenschaftler Vinzenz Wyss (Winterthur) und Urs Dahinden (Chur) – vom Nationalfonds finanziert – gezeigt. Sie schlägt den Religionsgemeinschaften vor, aktiv auf die Medien zuzugehen und eine Kultur des Dialogs zu entwickeln. Im Gespräch mit der Kipa empfahlen die Autoren den Kirchen, sich bei der Ausbildung von Journalisten im Rahmen einer Co-Finanzierung zu beteiligen. http://www.nfp58.ch/d_projekte_religion.cfm

Für christliche Werte einstehen. Papst Benedikt XVI. hat Ende November vor Vertretern des „Verbandes der katholischen Wochenzeitungen Italiens“ die katholischen Journalisten aufgerufen, in der öffentlichen Debatte mutig für christliche Überzeugungen und Werte einzutreten. Katholische Journalisten dürften nicht nur informieren, sie müssten vielmehr auch zu einer christlichen Bildung der Leser beitragen.

Neue sprachliche Wege suchen. Die Kirche müsse mehr daran arbeiten, wie sie die Frohe Botschaft verständlicher weitergeben könne, stellte Erzbischof Gianfranco Ravasi, Präsident des päpstlichen Kulturrates zu Beginn der Vollversammlung 2010 fest. „Kultur der Kommunikation und neue Sprachformen” war das Thema. Die Sprache der katholischen Kirche verweise mitunter nur auf sich selbst; sogar einfache Wörter aus dem kirchlichen Kontext hätten keine Referenz in der Aussenwelt, sondern nur nach innen, sagte Ravasi. „Oft hat die Sprache innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft quasi ihre Stimme verloren. Denken wir an die extrem anspruchsvolle Sprache der Theologie, die selbst bei einer katholischen, gläubigen, praktizierenden Bevölkerung kein Gehör mehr findet.“

Einheit in der Vielfalt? Nach einem viertägigen Medienkongress Anfang Oktober 2010 im Vatikan war eines klar: Die katholischen Medien müssen sich beträchtlichen Herausforderungen stellen, auf jedem Kontinent aber und in jedem Land sieht die Situation anders aus. Geboten wurden den über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 85 Ländern eine Fülle Informationen und Einschätzungen. Der Kongress war die bislang grösste Veranstaltung dieser Art. Rund die Hälfte der Teilnehmer kam aus Afrika, Zentral- und Lateinamerika. Auch Europa war stark vertreten. So war es möglich, zahlreiche Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen, was für viele Teilnehmer mindestens so wichtig war wie die Referate.

„Der persönliche Kontakt ist wichtig!“ „Ich habe gelernt, dass wir an unserem Vertrauen gegenüber den Medien weiterarbeiten müssen“, stellte Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) Monate nach der Missbrauchsdebatte fest. „Es gibt ein vertrauensvolles Verhältnis zu vielen Medien, in allen Ländern, aber das muss durch persönliche Kontakte immer weiter ausgebaut werden. Ich habe erlebt, dass natürlich die schnelle Nachricht, die schnelle Schlagzeile, die flotte Formulierung in einzelnen Medien gut und quotenträchtig ist. Aber es ist besser, wenn ich mich mit einem Journalisten persönlich treffe und mit ihm spreche. So kann man vieles genauer erklären, als wenn ich jetzt nur eine Pressemeldung hinausschicke. Der persönliche Kontakt ist wichtig! Das Zweite sind die Regeln des persönlichen Umgangs, vor allem jene der Offenheit und dass jeder Journalist, der anruft, eine Antwort bekommt, und zwar möglichst schnell.“ – Das „Netzwerk Recherche“ (nr) hatte im Juli die Informationspolitik der DBK scharf kritisiert. Sie verlieh ihr den Kritik-Preis „Verschlossene Auster“ und ernannte die Kirche zum „Informationsblockierer des Jahres“. Die deutschen Bischöfe gäben bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nur jene Tatsachen zu, die sich nicht mehr leugnen liessen.

Mehr Vertrauen gefordert. Bischöfe sollten mehr Vertrauen in die Chefredaktoren kirchlicher Medien haben, forderte die Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) von den Bischöfen Deutschlands. Katholischer Journalismus und kirchliche PR-Arbeit sollten nicht miteinander vermengt werden, heisst es in einem im Oktober 2010 von der GKP veröffentlichten Thesenpapier. Die Eigenverantwortung von Redaktionen und Verlagen sei der beste Weg zu einer wirksamen Medienarbeit der Kirche. Alle Mitarbeiter katholischer Medien brauchten das Vertrauen der Kirche in ihren Glauben und ihre Kompetenz. Die GKP kritisierte auch, dass die Kirche ihre Rolle als Medienanbieterin im Internet noch immer nicht gefunden habe. Sie verliere den Anschluss an wichtige Entwicklungen der Medienwelt. www.gkp.de

Journalistenschule bleibt unabhängig. Der Medienbischof der DBK, Gebhard Fürst (Rottenburg), hat die Unabhängigkeit des Instituts zur Förderung des publizistischen Nachwuchses (IFP), der kirchlichen Journalistenschule in München, betont. Der Vorwurf, IFP sei eine von den Bischöfen gesteuerte Kaderschmiede, treffe nicht zu. Vielmehr gehe es der Kirche um eine fachlich kompetente und unabhängige Ausbildung von Nachwuchsjournalisten. Damit trat der Bischof Vorwürfen entgegen, die nach dem Rücktritt des Geistlichen Direktors Michael Broch Mitte August – nach nur vier Monaten im Amt – wegen papst- und kirchenkritischen Äusserungen in einem Zeitungsinterview erhoben wurden. Die Bischöfe sind Geldgeber der Journalistenschule. Fürst bezeichnete Brochs Äusserungen „in Sache und Ton unangemessen“, sie hätten das Vertrauen der Bischöfe in Broch dauerhaft erschüttert.

Einbrüche bei Bistumspresse. Rein mathematisch werde es die Mediengattung Bistumszeitung in 20 Jahren nicht mehr geben, wirtschaftlich werde das Aus noch früher kommen. Zu diesem Schluss gelangte eine in der Fachzeitschrift „Communicatio socialis“ veröffentlichte Studie. Sie untersuchte die Auflagenentwicklung der deutschen Bistumspresse von 1995 – 2009. Demnach ist die Auflage der 24 Bistumszeitungen im Schnitt pro Jahr um 35‘000 Exemplare geschmolzen.

Verlage

FN auf Einkaufstour. Die Freiburger Nachrichten AG übernahm per 1. April 2010 von Espace Media die beiden abonnierten Lokalzeitungen «Murtenbieter» und «Anzeiger von Kerzers». Der Murtenbieter informiert seit 156 Jahren zweimal wöchentlich über Ereignisse in Stadt und Region Murten. Der Anzeiger von Kerzers ist seit 1935 das wöchentliche Publikationsorgan der Gemeinde Kerzers.

Neu organisiert. Der Trägerverein der Kirchenzeitung «reformiert.zürich» verpasste sich eine neue Organisationsstruktur und entband die bisherige Geschäftsleitung von ihren Aufgaben. Jetzt bilden Redaktions- und Verlagsleiter die Geschäftsleitung.

Christiana-Verlag in neuen Händen. Der Fe-Medienverlag in Kisslegg (Allgäu) hat den Christiana-Verlag in Stein am Rhein übernommen. Das Verlagsprogramm soll neu gestaltet, die Verwaltung nach Kisslegg verlegt werden. Der Christiana-Verlag wurde von Arnold Guillet gegründet und hat sich in den fast 60 Jahren seines Bestehens zu einem der bekannteren Verlagshäuser christlicher Ausrichtung entwickelt. Nach Guillets Tod 2007 blieb die Nachfolgeregelung lange unklar. Mit dem Neuerwerb hofft der Fe-Medienverlag (u.a. „Pur-Magazin“ und „Vatican-Magazin“), noch stärker „an der Neuevangelisierung im deutschsprachigen Raum“ mitwirken zu können. www.fe-medien.de

Zurück auf dem Wachstumspfad. „Weltbild“ ist wieder erstarkt. Nachdem die Eigentümer – 14 deutsche Bistümer und die Katholische Soldatenseelsorge Berlin – ihre Verkaufspläne Ende April 2009 wegen Wirtschafts- und Finanzkrise aufs Eis gelegt hatten, war es um den Konzern still geworden. Mitte 2010 vermeldete er wieder schwarze Zahlen. Für den rasch wachsenden Versand- und Onlinehandel hat Weltbild die Weichen gestellt. Auf www.weltbild.de kann in 250‘000 Titeln geblättert, 40‘000 Bücher können auf ein digitales Lesegerät geladen werden.

Auszeichnung für Bibelausgabe. Eine moderne Ausgabe des Neuen Testaments in der Neuen Genfer Übersetzung (NGÜ) ist für ihr Design mit dem „Red dot“-Preis ausgezeichnet worden. Die Buchgestaltung der NGÜ sei damit schon zum zweiten Mal wegen ihrer Ausgestaltung prämiert worden, teilte die Deutsche Bibelgesellschaft als Mitherausgeber im August 2010 mit. Der „Red dot award“ wird seit 1955 verliehen. www.red-dot.org

Bibliotheken

Gemeinsam online. Die Fachbibliotheken der reformierten und der katholischen Kirche im Kanton Zürich haben vor einem Jahr ihre beiden Online-Kataloge zusammengeführt. Sämtliche Medien sind nun in einem Zugriff erreichbar. www.religionspaedagogikzh.ch

Agenturen

Apic mit neuen Kräften. Die „Agence de presse internationale catholique“ (Apic) mit Sitz in Freiburg ist im Oktober 2010 personell verstärkt worden. Neu sind Nathalie Dupré-Balmat, Aude-May Cochand und Gilles Gay-Crosier. Altershalber ausgeschieden ist Pierre Rottet. Als Web-Editor betreut neu Pascal Fessard das Internet-Portal www.cath.ch für die französischsprachige Schweiz.

Vermittlerrolle der KNA. Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg i. Br.) hat die Arbeit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) als unverzichtbar in der deutschen Medienlandschaft bezeichnet. Der Agentur komme eine wichtige Vermittlerrolle zu, sagte der Vorsitzende der DBK. Dies habe sich auch in der Berichterstattung zum Thema Missbrauch gezeigt. KNA ist die deutsche Partneragentur der Kipa.

Aus „RNA“ wird „ref.ch News“. Die Reformierte Nachrichtenagentur (RNA) heisst seit 1. September 2010 neu „ref.ch News“. Sie publiziert Nachrichten aus der reformierten Welt, zu Religion, Gesellschaft und Kultur, per Newsletter, Twitter oder RSS-Feed. www.ref.ch

Afrika-Infos besser bündeln. Unter der Bezeichnung „Catholic News Agency for Africa“ (Canaa) soll, wie im September 2010 bekannt wurde, eine neue Nachrichtenagentur entstehen. Sie soll den Nachrichtenfluss aus Afrika verbessern. Die Initiative ging von einer Konferenz katholischer Medienschaffender in Kenia (Nairobi) aus.

Die Wirkkraft Gottes. „Unser Ziel ist nicht, die Schweiz auf den Kopf zu stellen. Wir haben einfach den Auftrag, Gottes Präsenz bewusst zu machen“, sagte Peter Stucki, Präsident der „Agentur C“ in Belp BE, in einem Interview. Die Agentur C plakatiert und inseriert in der Schweiz seit 25 Jahren Bibelworte. „Auf diesem Dienst liegt eine Salbung, das spüre ich“, führte Stucki aus. „Die Wirkkraft liegt bei Gott, nicht bei uns. Dadurch, dass wir nun so lange mit dem gleichen Erscheinungsbild aufgetreten sind, sind wir auch zu einer Marke geworden. Man nimmt uns wahr. Deshalb haben wir nun den Begriff ´Agentur C´ für zehn Jahre schützen lassen.“

Printmedien

„ite“ in neuer Aufmachung. Seit diesem Jahr erscheint die Zeitschrift der Schweizer Kapuziner in einem grösseren Format mit dem Untertitel: „das weltoffene franziskanische Magazin“. Die publizistische Grundlinie bleibt die gleiche – einem kritischen und weltoffenen Journalismus verbunden. www.kapuziner.ch/ite

„Weltweit“ neu konzipiert. Die Missionszeitschrift „Weltweit“ erscheint seit Januar inhaltlich neu konzipiert und in einem neuen Layout. Neuer Untertitel: Entwicklungspartnerschaft / Globale Gerechtigkeit. www.weltweit.ch

„Viertelstunde für den Glauben“ zum 12. Mal. Auch zum Valentinstag 2011 vertrieb die Schweiz. Evangelische Allianz ihre Zeitung zum Thema Liebe, Partnerschaft und Heirat in einer Grossauflage von 400‘000 Exemplaren für die deutsche Schweiz, zum grössten Teil mit Hauswurf.

„ChrisCare“ im Gesundheitswesen. Die Zeitschrift, die in der Schweiz von „bvMedia Christliche Medien“ in Pfäffikon ZH vertrieben wird, will dazu beitragen, die Bedeutung des christlichen Glaubens im Gesundheitswesen zu erkennen. Startauflage: 10’000 Exemplare. www.bvmedia.ch/chriscare

„Lebenslust“ am Kiosk. „bvmedia“ hat vor einem Jahr eine weitere neue christliche Quartalszeitschrift für den deutschsprachigen Raum lanciert, die sich bewusst an Leute wendet, die der Kirche fernstehen. Startauflage: 250‘000 Exemplare, überall erhältlich. www.glaube-am-kiosk.ch

„Rheinischer Merkur“ aufgegeben. Die von katholischen Bistümern Deutschlands herausgegebene Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ hat aus finanziellen Gründen auf Ende 2010 ihr Erscheinen eingestellt. Die Gesellschafter beschlossen eine Kooperation mit der „Zeit“. Kommentar der FAZ: „Der christlich-konservative ´Rheinische Merkur´ galt seit langem als abschreckendes Lehrstück für die Unfähigkeit der Kirche, ihre Kräfte zu bündeln.“

„Diakonia“ mit neuer Redaktion. Auf Anfang 2011 hat Michael Felder, Professor für Pastoraltheologie an der Uni Freiburg i. Ue., die Chefredaktion der Internationalen Zeitschrift für die Praxis der Kirche (Verlag Herder) übernommen. Er löst Veronika Prüller-Jagenteufel ab. Zudem sind u.a. ausgeschieden: Prof. Leo Karrer (Freiburg i. Ue.) und Marie Louise Gubler (Zürich). Neu kam hinzu: Franziska Loretan-Saladin (Luzern), Lehrbeauftragte für Homiletik.

Radio

„Radio Maria“. In Polen entstanden, hat „Radio Maria“ im September 2010 in der deutschen Schweiz den Probebetrieb aufgenommen, getragen vom „Verein Radio Maria Deutschschweiz“, unterstützt von der „Weltfamilie Radio Maria“. Sitz ist Adliswil ZH. Radio Maria versteht sich als „wirksames Instrument der Evangelisierung“ und arbeitet mit „Radio Gloria“ (Standort: Baldegg LU).

„Hörmal chrüz u quer“ aufgegeben. Das ökumenische Lokalradio, 1983 gegründet, stellte Ende 2010 seinen Betrieb ein. Die Evangelisch-reformierte Gesamtkirchgemeinde Bern und die Römisch-katholischen Kirche im Kanton Bern hatten sich aus der Finanzierung zurückgezogen.

Fernsehen

Orden wollen es wissen. Mehrere Ordensgemeinschaften Deutschlands wollen ins Fernsehgeschäft einsteigen und haben dazu eine Multimedia-Produktionsgesellschaft gegründet. Ihr Sprecher: Kapuzinerbruder Paulus Terwitte (Dieburg/Darmstatt).

Hoher gesellschaftlicher Wert. Das Schweizer Fernsehen hat bei 500 Frauen und Männern im Alter von 45 Jahren und älter in der deutschen Schweiz eine repräsentative telefonische Befragung zu den Gottesdienstübertragungen durchgeführt. Die Hälfte attestiert der Sendung einen hohen Wert. Bei Jungen und Konfessionslosen sind dies 25%. Ein Viertel der Nutzer gibt an, dass die Konfession keine Rolle spiele, die eigene wird jedoch favorisiert. Wichtig oder gar sehr wichtig für die Mehrheit der Befragten ist der Live-Charakter der Gottesdienste.

Auf Erfolgskurs. Das „Fenster zum Sonntag“ im Fernsehen DRS erreicht am Wochenende über 93‘000 Zuschauer. Vor zehn Jahren waren es noch 69‘000. Seit 2006 ist die Sendung auf „SF zwei“ und auf „SF info“ zu sehen, zudem über den Satellitensender „Bibel TV“ und den süddeutschen Kabelkanal „bw family.tv“. Es handelt sich um ein Projekt von Frei- und Landeskirchen und der Schweiz. Evangelischen Allianz.

Online

Für respektvolles Verhalten. Papst Benedikt XVI. hat ein verantwortungsbewusstes Verhalten im Internet und in den sozialen Netzwerken angemahnt. In seiner Botschaft zum Mediensonntag 2011 ruft er zu einem ehrlichen, offenen und respektvollen Kommunikationsstil im Netz auf. Zugleich verweist er auf mögliche Gefahren, etwa der Gefahr, dass sich jugendliche Nutzer in eine Art Parallelwelt flüchten.

Änderungen bei catholink. Der Trägerverein der Internet-Plattform der katholischen Kirche in der Westschweiz www.catholink.ch hat umfassende Änderungen eingeleitet, um – nach dem Vorbild von www.kath.ch – wesentliche Verbesserungen zu erreichen.

Kleines Jubiläum. Die ökumenische Internet-Seelsorge in Zürich feierte im September 2010 ihr 15-jähriges Bestehen. Jedes Jahr nehmen Hunderte von Menschen den kostenlosen Dienst in Form von E-Mails und SMS in Anspruch.

„Partenia“ ohne Bischof Gaillot. Der ehemalige Bischof von Evreux (F), Jacques Gaillot, 1995 von Papst Johannes Paul II. seines Amtes enthoben, hat im September 2010 seine monatlichen Rubriken auf der von ihm gegründeten Website eingestellt. www.partenia.org

Skepsis gegenüber Internet. In der Schweiz sind katholische Priester gegenüber modernen Informations- und Kommunikationstechnologien zurückhaltender als Priester in anderen Ländern. Dies zeigt eine Studie der Universität Lugano, die untersucht hatte, wie katholische Priester das Internet nutzen und welche Einstellung sie zu digitalen Informations- und Kommunikationsmitteln haben.

Verbände

Verein verjüngen! Der Schweiz. Katholische Presseverein (SKPV) strebt eine Verjüngung an, wie die Generalversammlung 2010 deutlich machte. Ihm gehören zurzeit 1‘200 Mitglieder an. Wegen Überalterung verliere der Verein jährlich rund 50 Mitglieder. Jüngere Menschen von den Anliegen des Vereins zu überzeugen, sei schwierig, da sie eher für konkrete Projekte als für eine „abstrakte Sache“ zu gewinnen seien, stellte Vereinspräsident Markus Vögtlin fest. Dennoch dürfe der Verein nichts unversucht lassen, jüngere Generationen anzusprechen.

Streit in der Ucip. An der GV der Katholischen Weltunion der Presse (Ucip) im September 2010 in Ouagadougou (Burkina-Faso) nahmen wichtige Verbände nicht teil, u.a. Nordamerika. Auch der aktuelle Präsident Bernhard Sassmann aus Österreich fehlte. Im Verband gibt es seit Jahren Streit. Der Päpstliche Rat für die Laien, dem der Verband untersteht, hatte vor allem die Überprüfung der Stellung des Generalsekretärs verlangt. Die Mitgliederversammlung hinter verschlossenen Türen ging darüber hinweg. Neu gewählt wurden als Vizepräsidenten der Medienwissenschaftler Andres Canizales (Venezuela) und die Journalistin Joyce Kazembe (Simbabwe), als geistlicher Beirat der Schweizer Jesuit Albert Longchamp, als Schatzmeisterin Elisabeth Moest (Deutschland) – und bestätigt wurde der bisherige Generalsekretär Joseph Calstas-Chittilappilly

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