2015-2016 Chronik

2015-2016 Jahreschronik

Totengedenken

Karl Gähwyler, Priester und Journalist, starb am 21. April 2015 mit 92 Jahren. Das Theologiestudium nahm er nach der Lehre als Buchbinder auf. Er stammte aus Aarau und lebte viele Jahre in Luzern, als Seelsorger und Bildreporter für die Caritas Schweiz.

Gianfranco Pastore, Bischof und langjähriger Sekretär des vatikanischen Medienrates und Vizesprecher des Presseamtes, starb am 30. August 2015 in Rom im Alter von 88 Jahren.

Rudolf Keel-Huber, Redaktor der früheren katholischen Tageszeitung „Ostschweiz“ in St. Gallen, starb am 29. Oktober 2015 mit 94 Jahren. Er war ein „geborener“ Journalist, mit grossem Faible für staatspolitische Fragen, die er mit Verve und Umsicht vertrat.

François Gross, von 1970-1990 Chefredaktor der ehemals katholischen Freiburger Tageszeitung «La Liberté», später für verschiedene Medien tätig, starb am 27. Dezember 2015 im Alter von 84 Jahren. Der renommierte Journalist trug wesentlich zur Öffnung und Professionalisierung der Zeitung bei.

Margrit Huber-Staffelbach, Journalistin, Autorin und Übersetzerin, starb am 4. Februar 2016 mit 83 Jahren in Wettingen. Sie leitete viele Jahre die ökumenische Zeitschrift „Schritte ins Offene“, die seit 1971 vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund und vom Evangelischen Frauenbund der Schweiz herausgegeben wurde und in den besten Jahren eine Auflage von 12‘000 Exemplaren erreichte, im Januar 2013 jedoch aus wirtschaftlichen Gründen das Erscheinen einstellen musste.

Persönlich

Urban Fink-Wagner wird ab Frühjahr 2016 – zwecks „neuer beruflicher Herausforderung“ – die Geschäftsführung der Inländischen Mission in Zug übernehmen, als Nachfolger von Adrian Kempf. Fink hat während 12 Jahren mit hoher theologischer Kompetenz und mit Umsicht die Redaktion der „Schweizerischen Kirchenzeitung“ (SKZ) geleitet. Die Kündigung dürfte im Zusammenhang mit den Bestrebungen für ein neues publizistisches Konzept der SKZ stehen, wobei das Bistum Chur eine besondere Rolle spielt. www.kath.ch/skz

Andrzej Majewski, polnischer Jesuit, wurde neuer Programmdirektor von Radio Vatikan, als Nachfolger von Andrzej Koprowski. In seiner neuen Aufgabe untersteht er dem Generaldirektor des Vatikansenders. Er koordiniert die Arbeit der rund 45 Programme, zu denen auch zentrale Informations- und Musikabteilungen gehören.

Stephan Sigg, Theologe, übernahm im September 2015 von Evelyne Graf die Leitung des St. Galler Pfarrblatts. Er war bereits seit ein paar Jahren in der Redaktion tätig und ist auch als Autor von Büchern für Kinder und Jugendliche bekannt. Evelyne Graf, früher kipa-Redaktorin, leitete das Pfarrblatt während 20 Jahren. www.pfarreiforum.ch

Simon Spengler, Theologe und Journalist, ehemals Mitarbeiter im Generalsekretariat der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), wurde nach seiner Entlassung durch die SBK vom Synodalrat der Katholischen Kirche im Kanton Zürich zum Leiter des neugeschaffenen Ressorts „Kommunikation und Kultur“ ernannt. Die SBK-Kündigung erfolgte wegen einer Neuorganisation des Generalsekretariates. www.zh.kath.ch

Kirchen und Medien

Ort der Begegnung. „Die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter sind schön und gut, aber man sollte behutsam damit umgehen“, schrieb Papst Franziskus zum 50. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel vom 5. Mai 2015. Die digitalen Kommunikationsmittel dürften nicht dazu benutzt werden, anderen Menschen zu schaden. Wörtlich: “Die digitale Welt ist ein Ort der Begegnung, wo man liebkosen oder verletzen, eine fruchtbare Diskussion führen oder Rufmord begehen kann.“

Allgemein zugänglich. Die wichtigsten Dokumente der Weltkirche zum Thema Kommunikation und Medien sind seit September 2015 online verfügbar. Das „Baragli-Projekt“ entstand auf Veranlassung des Medienrates an der Päpstlichen Universität der Salesianer in Rom. Die Sammlung soll laufend erweitert werden, auch mit Texten nationaler Bischofskonferenzen und anderer christlicher Kirchen.

Ober-Behörde. Franziskus hat tiefgreifende Änderungen in der vatikanischen Medienlandschaft verfügt. Alle Medien des Heiligen Stuhles werden zu einer neuen Behörde zusammengelegt, dem „Sekretariat für Kommunikation“. Betroffen sind der Päpstliche Medienrat, der Pressesaal des Heiligen Stuhles, der vatikanische Internet-Service, Radio Vatikan, das Vatikan-Fernsehen CTV, die Zeitung Osservatore Romano mit ihrem Fotodienst, die vatikanische Druckerei und der Verlag Libreria Editrice Vaticana. Die einzelnen Einrichtungen arbeiten weiter wie bisher, sind aber in Zukunft an die Weisungen des Sekretariats für Kommunikation gebunden. www.vatican.va

Start gelungen. Das Katholische Medienzentrum in der Westschweiz, das seit 1. Januar 2015 besteht, hat ein erfolgreiches erstes Jahr hinter sich. Die Herausforderungen der weiteren Entwicklung beträfen den editorischen, menschlichen und finanziellen Bereich, sagte Vereinspräsident Bernard Litzler an der GV vom 30. Mai in Lausanne. www.cath.ch

Schulterschluss. Die reformierten kirchlichen Medien setzen vermehrt auf Zusammenarbeit. Und veröffentlichen in ihrem Online-Auftritt seit Mai 2015 täglich gemeinsame Beiträge. Dadurch liessen sich Kräfte bündeln. Auch eine Zusammenarbeit mit kath.ch werde geprüft. www.reformiert.info

Höchstauflage. Daniel Pittet, Familienvater, initiierte Anfang der 90-er Jahre das Buch «Rencontres au monastère», das 1994 vom Freiburger Journalisten Patrice Favre und dem Genfer Fotografen Jean-Claude Gadmer realisiert wurde und bei den «Editions Prier Témoigner» (Fribourg) eine Auflage von 12‘000 Exemplaren erreichte. 2013 hatte Pittet die Idee für ein Nachfolgeprojekt, für ein Buch mit Zeugnissen über das geweihte Leben. Aus 250 gesammelten Zeugnissen wurden 80 ausgewählt und von Jean-Claude Gadmer fotografisch begleitet. Der Jesuit Albert Longchamp schrieb das Vorwort, die ehemalige Bundesrätin und Klosterschülerin Micheline Calmy-Rey ein Nachwort. Pittet reiste im Herbst 2014 nach Rom, um ein Zeugnis des Papstes zu erbitten. Franziskus war begeistert, schlug jedoch einen anderen Titel vor: „Lieben heisst alles geben» (statt: „Das geweihte Leben»). Er wünschte zudem die Übersetzung in mehrere Sprachen und die Verbreitung in der ganzen Welt; sein Porträt sollte als Werbung dienen. So nahm das Projekt einen völlig neuen Verlauf und erreichte schliesslich Millionenauflage. www.vieconsacree.com

Mediendienste und Agenturen

Mission beendet I. Die internationale Missions-Nachrichtenagentur Misna schloss auf Ende 2015 ihre „Tore“. Die Missionskongregationen, die die Agentur betrieben hatten, trafen diesen Entscheid kurzfristig. Misna, 1997 gegründet und in fünf Sprachen betrieben, stützte sich auf das Netzwerk Tausender Missionare und Missionarinnen.

Mission beendet II. Die Genossenschaft kipa-apic, die bis Ende 2014 die Katholische Internationale Presseagentur (kipa bzw. apic) betrieb, gibt es nicht mehr. Die GV 2015 beschloss am Johannistag einstimmig ihre Auflösung. Zu reden gab bloss noch die Verwendung des Genossenschaftskapitals (250’000 bis 300’000 Franken). Schliesslich einigte man sich darauf, je 40 Prozent des Vermögens an die beiden Medienzentren in Zürich und Lausanne zu überweisen und 20 Prozent an den Katholischen Presseverein (SKPV).

Printmedien

Mut zu Bild und Leere. Vierfarbig und erfrischend luftig kommt «Bref» daher, das Nachfolgeprodukt der «Reformierten Presse». Die erste Ausgabe 2015 besticht durch bekannte Namen, grossformatige Bilder und ein ansprechendes Layout. Zielsetzung: Weg von der bisherigen Fachzeitschrift, hin zu einem Special-Interest-Magazin, wie die publizistische Leiterin Pascale Huber erklärte. www.bref.ch

Stützungsaktion. Um im Thurgau weiterhin ein gemeinsames Pfarrblatt (forumKirche) herausgeben zu können, übernimmt die katholische Landeskirche ab 2016 Kosten von 1,1 Mio. Franken. Damit kann der Austritt einzelner Pfarreien aus dem Verbund abgewendet werden. Allerdings gehörten ihm schon bisher nicht alle Pfarreien an, so etwa Arbon. www.forumkirche.ch

Allein übriggeblieben. Im Frühjahr 2015 konnte in München die Jesuitenzeitschrift «Stimmen der Zeit» ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Sie ist die älteste noch erscheinende katholische Kulturzeitschrift deutscher Sprache, in einer Auflage von rund 3‘000 Exemplaren. Die «Stimmen» stehen für einen offenen Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft. www.stimmen-der-zeit.de

Soziale Netzwerke

SMS-Seelsorge in Not. Die ökumenische Internet- und SMS-Seelsorge in der Schweiz wurde im Sommer 2015 20 Jahre alt. Seit der Gründung haben 18’000 Menschen per E-Mail Unterstützung gesucht. Doch die Seelsorgestelle erleidet selber Not, da die Römisch-katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) 2013 die finanzielle Unterstützung strich. www.seelsorge.ch

Fernsehen

Abgesetzt I. Das Regionalfernsehen Telebasel strich Ende Januar 2015 den «Theologischen Tipp». Die wöchentliche, kurze Betrachtung religiösen Inhalts passe nicht mehr ins aktuelle Konzept des Senders. «Telebasel» sei aber für ein neues Sendeformat grundsätzlich offen, solange die Kirchen dies selber finanzierten. Der «Tipp» ging seit der Gründung von «Telebasel» im Jahr 1993 jeden Samstag während drei Minuten über den Sender. Ein Pfarrer der drei christlichen Kirchen beider Basel sowie Vertreter der Israelitischen Gemeinde Basel sprachen jeweils zu einem aktuellen Thema.

Abgesetzt II. Im Rahmen von Sparmassnahmen streicht das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS ab 2017 alle religiösen Sendungen. Einzig die Übertragung von Gottesdiensten ist ausgenommen, sagte der Direktor von cath-info.ch, Bernard Litzler, der in der Westschweiz die Verbindung zwischen den katholischen Medienstellen und der RTS sicherstellt. Mit dem RTS-Beschluss würden 50 Jahre gute Zusammenarbeit auf einen Schlag beendet. Betroffen sind die Radio-Sendungen „A vue d’Esprit“ und „Hautes Fréquences“ sowie die TV-Sendung «Faut pas croire“. Mit dem Wegfall der Sendungen werde es nicht mehr möglich sein, einem breiten Publikum ein vertiefendes Informationsangebot mit Reportagen und religiösen Debatten zu unterbreiten. Dies geschehe ausgerechnet in einer Zeit, in der eine „religiöse Radikalisierung“ bestehe, stellten Litzler und sein reformierter Kollege Michel Kocher fest. Die Empörung bei den Verantwortlichen der drei Kirchen ist gross. Generaldirektor Roger de Weck seinerseits brach an einer Versammlung in Freiburg eine Lanze für die Religionssendungen der SRG. Es sei aber „unter grossen Schmerzen“ entschieden worden, solche Sendungen in der Westschweiz aus Spargründen zu streichen.

Auszeichnungen

„Good-News“. Der Westschweizer „Good-News-Preis“ 2015 ist der Seelsorgeeinheit „Les Sources“ im jurassischen Pruntrut verliehen worden, für die Fernsehübertragung eines Familiengottesdienstes durch das Westschweizer Fernsehen RTS 1 im Juni 2014. – Der Preis in der deutschen Schweiz ging an das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) in St. Gallen für die Umfrage zu «Ehe, Familie und Partnerschaft», bei der sich rund 25’000 Personen aus allen Diözesen und Kantonen der Schweiz beteiligt hatten. Damit konnten sich viele Gläubige zum ersten Mal zu diesen Themen äussern. Die Rückmeldungen flossen in die Überlegungen ein, die die Schweizer Bischöfe in die weltweite Bischofssynode zu Familienfragen im Oktober 2015 einbrachten.

Jury-Preis. Das Drama „Mia Madra“ des italienischen Regisseurs Nanni Moretti wurde im Mai 2015, beim 68. Filmfestival in Cannes, mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Der von humoristischen Szenen und Selbstreflexionen durchsetzte Film handelt von einer Regisseurin (Margherita Buy), deren betagte Mutter im Sterben liegt, während sie in aufreibende Dreharbeiten verstrickt ist und mit privaten Problemen kämpft.

Medienpreis abgesagt. Wegen der Entlassung ihres Sekretärs Simon Spengler durch die SBK beschloss die Kommission für Kommunikation und Medien der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), 2015 keinen Medienpreis auszurichten. Unterzeichnet wurde das Communiqué vom abtretenden Präsidenten Werner De Schepper. Die Kommission liess offen, ob die Tradition später fortgesetzt werde. – Erstmals wurde der Preis 1992 vergeben. Er ist mit 5‘000 Franken dotiert und soll journalistische Arbeiten auszeichnen, die „den Werten der christlichen Botschaft auf beispielhafte Art in den säkularen Medien Ausdruck geben».

Medienpreise zugesagt. Die Katholischen Journalistinnen und Journalisten haben auch 2015 Medienpreise an junge Kollegen verliehen. Die Westschweizerin Karin Baumgartner wurde für ihre Radioreportage «Die Kirche und der Sex» ausgezeichnet, Maria Acqua Simi vom „Giornale del Popolo“ für eine Reportage über die Christen im Irak.

Verbände

Schwieriger Umgang? Über Schwierigkeiten der Schweizer Bischöfe mit den Medien sprach Medienbischof Alain de Raemy vor den Mitgliedern des Vereins Katholischer Journalistinnen und Journalisten an der GV vom März 2015. Es sei schwierig, den Standpunkt der Kirche zu übermitteln, wenn dieser nicht mit dem übereinstimme, was die Medien gerne hören möchten, sagte de Raemy. Er räumte aber ein, dass er noch viel zu lernen habe. Aus der Versammlung wurde ihm entgegengehalten, die Bischöfe sollten nicht schwammige Botschaften verbreiten, die wenig aussagten. Das würde bloss dazu führen, dass sich die Medien andersweitig bedienten. – Vereinspräsident Maurice Page wies auf den Neubeginn im katholischen Medienbereich hin. kath.ch in Zürich und cath.ch in Lausanne wollten umfassender und besser über das Leben in der katholischen Kirche informieren, dies vor allem auch in Zusammenarbeit mit den Mediensprechern der Bischofskonferenz, der Bistümer und der Kantonalkirchen.

Neue Strategien. Der Schweizerische Katholische Presseverein (SKPV) will nach den Worten von Präsident Markus Vögtlin an der GV vom Juni 2015 in Solothurn neue Strategien entwickeln, um dem Mitgliederschwund zu wehren, umso mehr als der Verein in den vergangenen Jahren sukzessive wichtige Sekretariatsaufgaben verlor: Medienkommission, Bildagentur CIRIC, katholische Verleger und vor allem kipa-apic. Die Beilage „Christ und Welt“, welche durch die Mediengruppe „Neue Luzerner Zeitung“ (NLZ) verteilt wird, werde vom SKPV weiterhin finanzielle unterstützt.

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