2019-2020 Chronik
Totengedenken
Roland Stuber, Schönstatt-Pater und IT-Fachmann, starb am 11. März 2019 nach langer Krankheit mit 91 Jahren. Der gebürtige Solothurner war während Jahrzehnten Seelsorger in der Region Bern und zugleich für viele Pfarreien und katholische Institutionen wie Kipa-Apic und SKPV der Fachmann für alle IT-Probleme.
Béatrice Specker-Schumcher, Witwe des 1998 verstorbenen Verlegers Josef Specker, starb am 14. April 2019 mit 90 Jahren. Ihr Mann war viele Jahre Direktor der inzwischen aufgelösten Union Druck + Verlag AG in Solothurn.
Oskar R. Amrein-Muff, ehem. Verlagsdirektor der Cratander AG in Basel (Druckerei der Basler Katholiken, Verlag «Basler Volksblatt»), starb am 2. Juni 2019 mit 92 Jahren. Er hat sich zeitlebens für die Medienarbeit der Katholiken und ihre Organisationen engagiert, u. a. als Präsident der damaligen Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Presse (AKP), im Vorstand der Missionszeitschrift «WeltWeit».
Willy Bünter-Mäder, Journalist und Erwachsenenbildner, starb am 9. August 2019 nach langer Krankheit mit 76 Jahren. Er gehörte Ende Sechziger-/Anfang Siebzigerjahre zur Redaktion «Vaterland» und übernahm später die Redaktion der neu geschaffenen und von ihm wesentlich geprägten Zeitschrift «Auftrag», die sich der katholischen Pfarreiarbeit widmete. Während Jahren war er zudem Redaktor des Luzerner Pfarrblattes. Nebstdem engagierte er sich zunehmend in der kirchlichen Erwachsenenbildung.
Yvan Stern, Journalist und Filmer, starb am 10. August 2019 In Marseille mit 72 Jahren Aufgewachsen ist er in Payern, machte in Freiburg die Matura, wollte Priester werden, war dann aber lange Zeit auf der Suche nach seiner Bestimmung. Schliesslich wurde er Journalist und engagierte sich zunehmend im Filmwesen. So wurde er u. a. zum Begründer des Freiburger Internationalen Filmfestivals und des ersten Freiburger Lokalradios (Radio Sarine). In den Neunzigerjahren wurde er für die CSP in den Freiburger Gemeinderat gewählt. 1998 gab er alles auf und folgte einem schon in der Jugend verspürten Ruf. Er trat bei den Kleinen Brüdern ein, legte in Algier 2001 die zeitliche, 2007 die ewige Profess ab. Fortan lebte er in Marrakesch, mitten unter den Armen.
Walter Koller-Koller, von Beruf Setzer, starb am 19. Dezember 2019 mit 81 Jahren in Appenzell. Er war viele Jahre Redaktor bzw. Chefredaktor des damaligen «Appenzeller Volksfreundes».
Christoph Fink, Kinderarzt und CVP-Stadtpolitiker in Olten sowie engagierter Förderer der katholischen Medienarbeit, starb am 2. Januar 2020 nach schwerer Krankheit mit 67 Jahren. Er war viele Jahre Präsident des Katholischen Pressevereins Olten und seit 2005 Vorstandsmitglied, ab 2011 Vizepräsident des Schweiz. Katholischen Pressevereins (SKPV).
Christoph Casetti, ehem. Generalvikar für den Kanton Zürich, starb am 9. Februar 2020 nach kurzer Krankheit mit 77 Jahren. Er war seit 1982 für das Bistum Chur tätig, zuletzt als Bischofsvikar für die Glaubensverkündigung und Katechese, als Mitglied im Bischofsrat und Domprobst des Churer Domkapitels. Während 22 Jahren war er Sprecher des Bischofs und nahm immer wieder an Versammlungen des SKPV und der Kipa-Apic teil. Berühmt wurde er schweizweit durch seine Tätigkeit als Exorzist.
Persönlich
Georges Achermann, Schenkon (LU), ehem. Redaktor «Luzerner Landbote» und Geschäftsführer der «Surseer Woche», hat die Redaktion des Pfarreiblattes Sursee nach 29 Jahren an Tanja Metz übergeben.
Matteo Bruni, als Sohn italienischer Eltern in Winchester (GB) geboren, von Beruf Sprachwissenschaftler und Übersetzer, ist von Papst Franziskus zum neuen Vatikansprecher ernannt worden. Er ist seit 2009 in der vatikanischen Medienabteilung tätig und folgt als Direktor des Presseamts auf Alessandro Gisotti, der auf die neu geschaffene Stelle eines Stv. Chefredaktors der Kommunikationsabteilung wechselt.
Bernard Hallet, Fotograf und Journalist, übernahm am 1. Oktober 2019 die Leitung der Redaktion cath.ch, für die er bereits seit 2015 arbeitet. Der aus Paris stammende Hallet, seit 2017 im Wallis, hat Berufserfahrung in verschiedenen Medienhäusern gesammelt, sowohl in Frankreich wie in der Schweiz (Ringier, Tamedia). Er folgt auf Pierre Pistoletti, der sich beruflich neu orientiert, jedoch weiterhin in einem Teilzeitpensum für cath.ch tätig bleibt (s. «Auszeichnungen»).
Stefan von Kempis, in Bonn geboren, übernimmt als erster Laie in der Geschichte von «Radio Vatikan» (gegr. 1931) die Leitung der deutschsprachigen Abteilung von «Vatican News», als Nachfolger von P. Bernd Hagenkord SJ, der als Leiter der Jesuitengemeinschaft nach München wechselt. Von Kempis arbeitet bereits seit 2001 für Radio Vatikan.
Raphael Rauch, Journalist und Theologe, leitet ab 1. April 2020 die Redaktion des Newsportals von kath.ch. Der gebürtige Deutsche, der sowohl bei ARD und ZDF wie auch bei SRF tätig war, tritt die Nachfolge von Sylvia Stam an. Gemäss Beschluss des Vorstands soll das Portal «neu profiliert» werden und den «journalistischen Zugang zu Religion, Politik und Gesellschaft mit einer stärkeren Relevanz von kath.ch» verbinden. «Das soll durch kompetente und kritische Einordnung geschehen – durch Kommentare und Hintergründe aus katholischer Sicht», heisst es in einer Mitteilung.
Sylvia Stam, Redaktionsleiterin von kath.ch seit April 2018, will wieder stärker als Printjournalistin tätig sein und verlegt daher ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt nach Luzern. Sie übernimmt als Nachfolgerin von Andreas Wissmiller, der in die Seelsorge zurückkehrt, die Redaktion des kantonalen Pfarreiblattes Luzern.
Ausbildung
Fachjournalist. Das Katholische Institut zur Förderung des publizistischen Nachwuchses (ifp) in München bietet seit Herbst 2019 eine Fortbildung zum Fachjournalisten «Religion» an, in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Katholischen Akademie in Berlin.
Stiftung. Papst em. Benedikt XVI. hat die «Tagespost-Stiftung für katholische Publizistik» ins Leben gerufen. Laut der deutschen Wochenzeitung «Die Tagespost» soll damit vermehrt «katholisch-konservative Medienarbeit» gefördert werden, vor allem durch kurzfristige Projektfinanzierungen und strategische Investitionen, so mit gezielter Ausbildung katholischer Nachwuchsjournalisten und mit bioethisch relevanten Rechercheprojekten. Im Hintergrund steht die Friedrich-Wilhelm-Naumann-Stiftung, der auch die «Tagespost» gehört. Über die Geldgeber ist nichts bekannt.
Kirchen und Medien
Gemeinschaft. Der Mediensonntag der katholischen Kirche stand 2019 unter dem Motto: „Wir sind als Glieder miteinander verbunden. Von Community zu Gemeinschaft“. Papst Franziskus schrieb: «Die Medienwelt ist heute so allgegenwärtig, dass sie sich nicht mehr von der Alltagswelt trennen lässt. [ … ] Bezogen auf ihre anthropologische Dimension, erinnert das Internet, die Metapher des Netzes, an ein bedeutungsvolles Gebilde, nämlich das der Gemeinschaft. Die Stärke einer Gemeinschaft hängt davon ab, wie kohäsiv und solidarisch sie ist, wie auch davon, wie sehr in ihr ein Gefühl des Vertrauens herrscht und wie sehr sie gemeinsame Ziele verfolgt. Die Gemeinschaft als Netz der Solidarität erfordert gegenseitiges Zuhören und einen Dialog, der auf einem verantwortungsvollen Umgang mit der Sprache basiert.»
Unabhängigkeit. Papst Franziskus hat zum Internationalen Tag der Pressefreiheit 2019 den Beitrag unabhängiger Medien betont. «Wir brauchen einen freien Journalismus, der im Dienst des Wahren, Guten und Gerechten steht; einen Journalismus, der hilft, die Kultur der Begegnung aufzubauen», twitterte das Kirchenoberhaupt am 3. Mai 2019.
Verlag und Bücher
Benziger. Das Historische Lexikon der Schweiz (HLS) beleuchtet in einem Pilotprojekt und in konzentrierter Form mit 21 neuen oder überarbeiteten Biografien, Familien- und Sachartikeln den vor Jahren aufgegebenen Benziger-Verlag in Einsiedeln und stellt damit ein bedeutendes Stück Schweizer Verlagsgeschichte dar: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/058085/2019-12-10/
Orientierung. Das Urteil katholischer Medienhäuser und Institutionen nach der Frankfurter Buchmesse 2019 war einhellig: Rein innerkirchliche Themen interessieren zunehmend nur noch Personen, die der Kirche wirklich nahestehen. Hingegen scheint es – gerade bei einem intellektuellen Publikum – so etwas wie eine Sehnsucht nach neuer Klarheit und Orientierung im Religiösen zu geben. Lebens- und Glaubenshilfen von bekannten Persönlichkeiten, die aus eigener Erfahrung und Überzeugung glaubhaft einen sinnvollen Lebensweg aufzeigen, können gute Verkaufszahlen erreichen. Für den Verlag Herder bleibt zudem die Bibel, auch die Kinderbibel, ein Bestseller.
Printmedien
Unterstützung. Die ehemaligen Mitarbeiter der katholischen Zeitung «Giornale del Popolo», die sich im Besitze des Bistums Lugano befand, haben eine späte finanzielle Unterstützung erhalten. Der 2018 gegründete Solidaritätsverein «Solidarietà giornalisti e operatori dei media» konnte die nötigen Mittel auftreiben. Das war bitter nötig, weil bei dem 2018 erfolgten Konkurs der Zeitung kein Sozialplan vorhanden war und die Mitarbeiter nicht voll entschädigt werden konnten.
Eingestellt. Die deutschen Bistümer Fulda («Bonifatiusbote»), Limburg («Der Sonntag») und Mainz («Glaube und Leben») haben im Frühjahr 2019 beschlossen, ihre Bistumszeitungen nur noch bis Ende 2023 herauszugeben. Zudem wird das Bistum Passau sein Bistumsblatt mit dem «Altöttinger Liebfrauenboten» zusammenlegen. Das Bistum Essen hat seine Kirchenzeitung («Ruhrworte») bereits 2013 eingestellt. Begründung da wie dort: Ein kontinuierlicher Rückgang der Auflage, was zu einem immer höheren Bedarf an zusätzlichen Mitteln aus der Bistumskasse führt.
Wiedererstanden. Die Dornbusch Medien AG in Baden (Herausgeberin des «Sonntag») geben seit Frühjahr 2019 im Auftrag der Pallottiner die 2017 eingestellte Zeitschrift «ferment» neu als «Impulsmagazin» heraus. Redaktionsleiter Anton Ladner glaubt daran, dass für eine sorgfältig gestaltete Zeitschrift mit spirituellem Inhalt weiterhin Nachfrage besteht. www.ferment.ch
Fernsehen
20 Jahre. Der kirchennahe Sender K-TV feierte im Herbst 2019 in Rom sein 20-jähriges Jubiläum. Im Mittelpunkt: Audienz bei Papst Franziskus. Dieser rief seinen Besuchern zu: «Macht lebendige Programme mit ansprechenden Glaubenszeugnissen!» K-TV wurde vom Schweizer Pfarrer Hans Buschor (1933-2017) gegründet und ging am 11. September 1999 erstmals in Dornbirn (Vorarlberg) auf Sendung. 2011 wurde die Kephas-Stiftung als Trägerin des Senders gegründet. www.k-tv.org
Vereine und Institutionen
Mehr Magazin. Das katholische Medienzentrum der Westschweizer cath-info will zusätzlich zu den Nachrichten vermehrt Magazinbeiträge mit Analysen und Hintergrundberichten anbieten, wie die Verantwortlichen an der GV im Mai 2019 ausführten. Das Medienzentrum hat im Berichtsjahr seine Publikationscharta überarbeitet, wobei es vor allem um das Redaktionsstatut und die Beziehung der Redaktion zur katholischen Kirche ging. Finanziell war Cath-Info ausgeglichen unterwegs. Die Ausgaben erhöhten sich auf 1,6 Mio. Franken. Diese sind zu 23 Prozent durch Eigenproduktionen gedeckt, zu 62 Prozent durch Beiträge der Römisch-katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) und zu 15 Prozent durch Schenkungen und Kollekten.
Enttäuschung. Die GV des Schweizerischen Katholischen Pressevereins (SKPV) fand am 15. Juni 2019 im Kloster Fahr statt und stand unter der Leitung von Präsident Markus Vögtlin. Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dankten dem Vorstand, im besonderen auch Geschäftsführer Johannes-Melchior Etlin, für alle Arbeit und nahmen mit grossem Befremden von der Mitteilung Kenntnis, dass die Bischofskonferenz das Mandat an den SKPV zur Durchführung des jährlichen Mediensonntags in der Schweiz gekündigt hat. Ein für den Verein bittere Pille!
Glaubwürdigkeit I. Das Katholische Medienzentrum kath.ch in Zürich behandelte an der GV vom 27. Mai 2019 in Zürich unter dem Vorsitz von Odilo Noti und in Anwesenheit von Bischof Felix Gmür angesichts der «Systemkrise in der katholischen Kirche» vor allem Fragen der Glaubwürdigkeit. Wie ist mit dieser Krise journalistisch umzugehen? Welche Massnahmen drängen sich auf? Der Basler Bischof erklärte, begründete und zeigte Perspektiven der Bewältigung auf. – Im Jahresbericht ging Direktor Charles Martig u. a. auf die Internetnutzung von kath.ch ein: 45% der Nutzer suchen und finden die Website über Google, 25% über Facebook oder Twitter und 30% gehen direkt auf kath.ch
Glaubwürdigkeit II. Mit dem Thema hatten sich auch die katholischen Journalistinnen und Journalisten an der GV vom 19. März 2019 in Freiburg zu befassen. Denn der Verein hatte 2013 einen in der NZZ erschienenen Beitrag des deutschen Journalisten Claus Relotius («Die bessere Welt») ausgezeichnet. Inzwischen wurde Relotius als gerissener Betrüger entlarvt. Der Vereinsvorstand wird daher klären, ob auch dieser NZZ-Beitrag frei erfunden war. Er wird der nächsten GV Antrag stellen. (Zum Thema: Juan Moreno, Tausend Lügen. Das System Relotius und der deutsche Journalismus. rowohlt Berlin, 2019.) – Im zweiten Teil der GV referierte Patrick Renz, der abtretende Direktor der SBK-Dienststelle «migratio», über Aufgaben und Schwierigkeiten der Ausländerseelsorge in der Schweiz.
Auszeichnungen
Im Fahr. Autorin Susann Bosshard-Kälin (Einsiedeln) und Fotograf Christoph Hammer (Baden) gewannen mit ihrem Buch «Im Fahr» den Medienpreis 2019 der Schweizer Bischofskonferenz. Er ist mit 4‘000 Franken dotiert. Im Buch erzählen die Benediktinerinnen im Kloster Fahr ihre Lebensgeschichten. Die Jury hat die grosse Lebensfreude beeindruckt, die in den Erzählungen zu spüren ist. (Das Buch ist zum Preis von Fr. 39.- im Buchhandel erhältlich. www.hierundjetzt.ch )
Umfassend. Der bisherige Chefredaktor des Westschweizer Online-Newsportals cath.ch, Pierre Pistoletti, hat den Swiss-Press-Award 2019 gewonnen. Mit der Auszeichnung würdigt die Fondation Reinhardt von Graffenried Pistolettis Multimedia-Dossier über sexuellen Missbrauch in der Kirche: «Lorsque le berger est un loup». Wie der Jurypräsident für den Online-Bereich, Nick Lüthi, bei der Preisverleihung ausführte, stellt das Dossier die bisher umfassendste Dokumentation in den Schweizer Medien zum Thema Missbrauch dar. Das Preisgeld beträgt 20’000 Franken. – Postoletti ist Theologe und Multimedia-Journalist. Ab 2014 arbeitete er bei Apic, dann bei cath.ch und wechselt nun in eine andere berufliche Tätigkeit.
Jugend-Preise. Der schweizerische Verein katholischer Journalisten und Journalistinnen (SVKJJ) verlieh erneut zwei Preise an junge Medienschaffende: Benjamin von Wyl, wohnhaft in Basel, erhielt Fr. 1’000.- für seinen in der WOZ veröffentlichten Beitrag: «Auf drei Rädern in die Zukunft» – einen Bericht über eine aus der Schweiz ausgewiesene Familie, die zurück nach Serbien musste. Und Laura Lose aus Rolle erhielt den Preis für den Hintergrundbericht: «Jeden Sonntag ziehen sie die schwarze Robe an» in der Waadtländer Zeitung «La Côte». Darin geht es um die Aufgabe von zwei Pfarrerinnen und Pfarrer.