2020-2021 Chronik

Totengedenken

Josef Wüest-Kaltenbacher, viele Jahre Leiter der Fachbuchabteilung Balmer in Zug, starb am 31. Januar 2020. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er als Autor feuilletonistischer Beiträge zu historischen und touristischen Orten und Ereignissen bekannt, die vornehmlich in der Lokalpresse publiziert wurden.

August Berz, Priester und Autor, starb am Johannistag 2020 mit fast 102 Jahren. Er wuchs in Wettingen auf und war ein Leben lang unermüdlicher Seelsorger, zunächst in der Heimatdiözese Basel, dann als Regens des berühmten Freiburger Theologenkonvikts Salesianum. Doch zugleich war er der unermüdliche Übersetzer und Autor unzähliger kirchlich-religiösen Texte und Bücher. Und dies bis in die letzten Lebensjahre hinein.

Jean-Paul Rüttimann, brillanter TV-Journalist, starb am 27. Juni 2020 in Billens (FR). Er engagierte sich früh für Fragen der Dritten Welt und die Entwicklungshilfe. Als Journalist arbeitete er bei Radio Schweiz International und bei Radio und Fernsehen SRF. Als Korrespondent berichtete er für verschiedene Medien aus mehreren afrikanischen Ländern. Er war von 1996-2000 Präsident des von den Kirchen mitbegründeten Filmfestivals von Freiburg (FIFF), ursprünglich ein Dritt-Welt-Filmfestival.

Bernard Bavaud, Seelsorger und Journalist, starb am 30. Oktober 2020 mit 83 Jahren in Riaz (FR). 1962 wurde er zum Priester geweiht, begann als Seelsorger in Lausanne und wanderte Anfang der Siebzigerjahre nach Brasilien aus, wo er die Freiburger Entwicklungshelferin Marie-Françoise Rey kennenlernte. Sie gründeten eine Familie (vier Kinder) und engagierten sich in der Diözese Crateus (NE). 1979 kehrten sie zurück in die Heimat und übernahmen das Sekretariat von «Frères sans frontières». Ab 1990 sehen wir Bernard als Redaktor bei Apic und als SP-Mann in der Politik (Grossrat). Mit Vehemenz kämpft er für Migranten und Asylsuchende. 2000 wendet er sich wieder der Pastoral zu und wird Spitalseelsorger.

Kurt Zurfluh, Journalist und Historiker, starb am 1. Dezember 2020 in Altdorf. Von Beruf Lehrer, wird er schon früh Journalist und für ein Leben lang Redaktor und Chefredaktor des «Urner Wochenblatt». Als «leidenschaftlicher Chronist seiner Zeit» wird er bezeichnet – zu Recht. Denn unermüdlich geht er Ereignissen und Bewegungen nach, schreibt auf, dokumentiert, gibt weiter – nicht nur für die eigene Zeitung, sondern auch als Korrespondent für Medien ausserhalb Uris, als gefragter Radiomitarbeiter und als Autor historisch bedeutender Werke (Dätwyler, Urner Wirtschaftsgeschichte usw.). Bei all dem hat er immer auch die Unterstützung unserer Organisationen im Auge.

Persönlich

Jacques Berset, Journalist aus Leidenschaft, ging Ende 2020 in Pension. Er stammt aus Cormérod (FR), erwirbt am Collège St-Michel die Matura, belegt an der Uni Freiburg das Fach Sozialarbeit, steigt aber früh wieder aus und schliesst sich 1977 der Bewegung «ATD Vierte Welt» von P. Joseph Wresinski an. Er wird Allround-Handwerker in grossen Obdachlosen-Siedlungen bei Paris. Zurück in Freiburg, schreibt er sich am Institut für Journalismus ein, wird Praktikant bei Apic und übernimmt später die Chefredaktion Apic-Kipa. Nach deren Auflösung arbeitet er bei cath.ch in Lausanne weiter. Zeitlebens engagiert er sich zudem in Berufsorganisationen und bei «Kirche in Not».

Marie-Louise Beyeler wurde im August 2020 zur Präsidentin der Berner Landeskirche gewählt. Sie ist ausgebildete Buchhändlerin und arbeitete einige Jahre als freischaffende Journalistin. Später absolviert sie eine theologische Ausbildung und arbeitet als Pastoralassistentin.

Fabien Hünenberger ist seit Neujahr 2021 neuer Direktor von Cath-Info, dem katholischen Medienzentrum in Lausanne. Er tritt die Nachfolge von Bernard Litzler an, der nach elf Jahren an der Spitze des Unternehmens in Pension geht. Hünenberger ist seit 20 Jahren als Journalist beim öffentlich-rechtlichen Westschweizer Radio RTS im Bereich Religion tätig. Er stammt aus Morges und wurde evangelisch-reformiert getauft. Seine religiöse Sensibilität entwickelte sich im Kontakt mit der Gemeinschaft Sant’Egidio.

Stephan Lange (1970) wurde von Verleger Manuel Herder zum neuen Chefredaktor der Wochenzeitschrift «Christ in der Gegenwart», die unter den Informationsmedien der katholischen Kirche Deutschlands eine herausragende Stellung einnimmt, gewählt. Er gehört seit 2015 der Redaktion an und löst nun Johannes Röser ab, der die Zeitschrift während 25 Jahren leitete und in Zukunft die Aufgabe eines Herausgebers übernimmt.

Kirchen und Medien

Streit. Ein heftiger Konflikt zwischen Politik und katholischer Kirche, teils auch innerhalb der Kirche selber, entstand im Spätherbst 2020 vor, während und nach der Kampagne zur sogenannten Konzern-Initiative (Volksabstimmung 19. November). Gegner der Initiative warfen der Kirche ungehörige Parteinahme und Stimmungsmache vor, während die Betroffenen ihr Engagement mit ethischen Argumenten verteidigten. Das Ganze wurde durch harsche Formulierungen von kath.ch-Chefredaktor Raphael Rauch befeuert, der einen aggressiven Stil pflegt und in diesem Fall selbst Anspielungen ans Dritte Reich nicht unterlassen konnte. SBK und RKZ sahen sich veranlasst, in einer gemeinsamen Erklärung auf Distanz zu gehen.

Mit YouTube. Das Dekanat Zürich setzt mit einem eigenen YouTube-Kanal für 125’000 Franken aufs Internet. Unter URBAN.K(«Urbane Kirche»), geprägt von frischen Gesichtern, soll die Jugend besser erreicht werden. Beispielsweise mit dabei Jana Hitz (21), ausgebildet als medizinische Praxisassistentin, umgestiegen auf Jugendarbeit in der Pfarrei Herz Jesu Wiedikon. Thematisch wird bei URBAN.K alles angepeilt, «was junge Menschen bewegt», hält Simon Brechbühler als verantwortlicher Leiter fest.

Engagierte Medienarbeit. «ite», das Magazin der Kapuziner in der Schweiz, berichtet in der Ausgabe 5/2020 ausführlich über die Medientätigkeit einer Reihe von Mitbrüdern seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Namen mit Klang: Sigward Angehrn, Ansfrid Hinder, Beat Lustig, Walbert Bühlmann, Nestor Werlen, Walter Ludin, Willi Anderau, Bruno Fäh, Adrian Müller, Francis-Xavier George.

Mediensonntag. Papst Franziskus hat vor einer wachsenden «Selbstbezüglichkeit in den Medien» gewarnt. Wenn unter Spardruck Nachrichten nur noch vor dem Computer und in sozialen Netzwerken hergestellt würden, drohe eine Verflachung der Information, schreibt Franziskus in der Botschaft zum«Welttag der sozialen Kommunikationsmittel 2021». Dieser steht unter dem Motto: «’Komm und sieh’ (Joh 1,46). Kommunizieren, indem man den Menschen begegnet, wo und wie sie sind». Der Welttag wird am Sonntag vor Pfingsten begangen. In seiner Botschaft fordert der Papst mehr Kritikbewusstsein und Sorgfalt. Jede Form des Austauschs müsse «klar und ehrlich» sein; das gelte auch für die Kirche. Ausdrücklich lobt Franziskus die Arbeit von Reportern. Journalismus erfordere die Fähigkeit, «dorthin zu gehen, wo sonst niemand hingeht». Der Mut und der Einsatz Medienschaffender bei Verfolgung, Gewalt, Ungerechtigkeit und vergessenen Kriegen verdienten Dank.«Wir alle sind verantwortlich für die Kommunikation, die wir betreiben, für die Informationen, die wir weitergeben, für die Kontrolle, die wir gemeinsam über falsche Nachrichten ausüben können, indem wir sie entlarven», schreibt Franziskus in seinem Appell zum Mediensonntag.

Ausbildung

Aus und Amen. Die Evangelische Journalistenschule (EJS) in Berlin steht vor dem Aus. Bis auf Weiteres wird kein Ausbildungsjahrgang mehr ausgeschrieben. «Unsere Ausbildung ist eine Qualitätsausbildung, zu der wir stehen», erklärt Direktor Jörg Bollmann. Der Arbeitsmarkt aber verändere sich dramatisch. «Wir müssen uns fragen, ob die Art, wie wir seit über 20 Jahren ausbilden, noch zeitgemäss ist.»Die Schule wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen und hat bisher rund 200 Volontäre ausgebildet.

Printmedien

20 Jahre. Im Sommer 2000 erschien zum ersten Mal das «Pfarreiblatt Uri Schwyz». Dem Informationsblatt der Kirche mit jährlich 22 Ausgaben sind 21 Pfarreien aus Uri und 19 aus Schwyz angeschlossen. Seit 19 Jahren ist Eugen Koller in einem Teilpensum für die Redaktion verantwortlich. Der ausgebildete Lehrer und Theologe, der neben der Redaktion in der Pastoral arbeitet, hat in all’ den Jahren nichts von seinem Elan und der Freude an der Gestaltung eines guten Pfarreiblattes verloren.

Radio / Fernsehen

Verlust. Im neuen, rigorosen Sparprogramm von Radio und Fernsehen SRF, dem eine Reihe kultureller Beiträge zum Opfer fallen, dürften auch kirchlich-religiöse Sendungen nicht ungeschoren davonkommen. So ist in der deutschen Schweiz die Aufgabe einer der beiden sonntäglichen Radiopredigten und der 22-minütigen Sendung «Blickpunkt Religion» geplant. Innert kurzer Zeit wurde eine Petition gegen den befürchteten «Kahlschlag» organisiert, die von namhaften Persönlichkeiten aus allen Landeskirchen und aus der Politik angeführt wird.

Verlage

St-Paul. Die vier Druckereien der St-Paul-Gruppe unter dem Dach der media-f.ch werden gemäss Beschluss des Unternehmens in Bulle konzentriert, was den Abbau von 30 Stellen zur Folge haben wird. Nicht betroffen sind die Zeitungen der Gruppe. Grund sind grosse finanzielle Engpässe wegen der Covid-Pandemie und der schwierigen Situation der grafischen Industrie insgesamt. Bereits vor drei Jahren hat die Gruppe im Zuge einer Neuorganisation knapp 30 Stellen gestrichen. Die Zeitungen der Gruppe, darunter «La Liberté» und «La Gruyère», werden seit 2014 im Druckzentrum Bern, das zu Tamedia gehört, gedruckt.

Verbände

Weitermachen. Der Schweiz. Katholische Presseverein (SKPV) kämpft um Nachwuchs. In der Nach-Kulturkampfzeit des 19. Jhs. als Dachverband katholischer Zeitungen gegründet, verzeichnete der Verein noch in den Sechzigerjahren an die 13’000 Mitglieder, heute noch 500, wie Präsident Markus Vögtlin an der GV von Mitte September in Rapperswil feststellte. Das «katholische Milieu» löst sich endgültig auf. Die Zukunft sieht nicht rosig aus. Doch der Verein hält sein Angebot aufrecht. Dazu gehören erfolgreiche Kurse wie «pfiffig schreiben» (für Pfarreimitarbeitende). So lange wie möglich will der SKPV auch die wöchentliche Zeitungs-Beilage «Christ und Welt» publizieren, die in Tageszeitungen erscheint.

Auszeichnungen

Gabrielle Desarzens, Radiojournalistin für RTS, gewann mit dem Radiobericht «Cul-de-sac bosnien» auf RTS den katholischen Medienpreis 2020 der Schweizer Bischofskonferenz.

Christine Lather (Sängerin, Schauspielerin) und Felix Huber (Komponist, Pianist) erreichten beim Katholischen Medienpreis 2020 eine spezielle Erwähnung der Jury für die Inszenierung «Ich habe den Himmel gegessen». Sie überzeugten mit Auswahl, Vertonung und Interpretation von Originaltexten Silja Walters.

Simone Ullmann, Journalistin in Schaffhausen und Mitarbeiterin bei der ARGE Weltjugendtag, erhielt für ihren Artikel»Religionen feiern ihre Weihnachten» den Medienpreis des Schweiz. Vereins katholischer JournalistInnen (SVKJ).

Christine Mo Costabella, Mitarbeiterin bei «L’Echo Magazine», erhielt einen Preis des SVKJ für ihren Artikel «Le grand retour des dévotions populaires». Die in der Westschweiz durchgeführte Untersuchung verweist auf eine starke Rückkehr der Volksfrömmigkeit.

Aufgegeben

NBN. Der Kahlschlag begann vor 50 Jahren, kündigte sich aber schon lange vorher an. Auf Ende Juni 1971 kündigte die «Verlags AG Neue Zürcher Nachrichten» die Vereinbarung mit den «Neuen Berner Nachrichten» und stellte auf diesen Zeitpunkt das Erscheinen der NBN ein. Punkt. Aus und Amen. Der Katholische Presseverein Bern hatte keine Möglichkeit, den Entschied zu verhindern, denn er war hoch verschuldet (sechsstellig!). In Verhandlungen mit allen Seiten zeigte sich auch keine Ersatzlösung, weder mit den NZN noch mit dem «Vaterland» (Luzern). Was herausschaute, war einzig das «Versprechen» der Luzerner, die Berichterstattung aus dem Raume Bern zu verstärken, sofern sich eine grössere Zahl NBN-Abonnenten entschliessen sollte, ab Juli 1971 das Vaterland zu abonnieren. Doch das war Illusion. Ein bisschen mehr Information konnte dem Angebot der Berner Tageszeitungen nicht standhalten. Und so war das Ende der NBN und des Katholischen Pressevereins Bern endgültig.

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