Vom blauen KG zum vielfarbigen Projekt «Jubilate»
Das blaue Kirchengesangbuch (KG) ist eine unersetzliche Hilfe für die Gestaltung von Gottesdiensten. 1998 veröffentlicht ist es inzwischen aber in die Jahre gekommen. Bald wird es abgelöst durch das Projekt «Jubilate».
Das 1998 erschienene blaue Kirchengesangbuch (KG) ist eine wichtige, ja unersetzliche Hilfe für die Gestaltung und das Feiern des Gottesdienstes sowie für das Beten zuhause. Auch Kirchenbesuchende ausserhalb der Gottesdienstzeiten können es in die Hand nehmen, darin blättern und daraus beten. Auch beim KG hinterlässt die Zeit ihre Spuren. Die Ansprüche an Lieder und Gebete haben sich verändert, und der rege Gebrauch führt zu abgewetzten Seiten.
So wie das KG von 1998 das erste sprachregionale KGB von 1966 ablöste, steht nach bald 30 Jahren für das blaue KG eine Ablösung an. Zuerst wurde eine Übernahme des Kirchengesangbuchs «Gotteslob» von 2013 mit einem zusätzlichen Eigenteil erwogen. Dies wurde verworfen, weil die Ansprechpartner in Deutschland und Österreich nicht mehr zur Verfügung stehen, das «Gotteslob» bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, im Stammteil nichts geändert werden kann und die Situation der kleiner werdenden Pfarreien heute neue Inhalte erforderlich macht. Deshalb wird in der Deutschschweiz ein eigenes, neues Projekt umgesetzt.
Das Projekt «Jubilate»
Die Deutschschweizerische Ordinarienkonferenz, die Versammlung der Deutschschweizer Bischöfe, General-und Bischofsvikare, setzte 2019 ein Team zuerst unter der Leitung von Abt Urban Federer, ab 2022 unter der Leitung der Kirchenmusikerin und Kulturmanagerin Sandra Rupp Fischer ein.
Sandra Rupp Fischer war 2013 Chorleiterin an der 150-Jahr-Feier der Schweizer Bischofskonferenz und der IM.
Als Verantwortliche der Kirchenklangfeste «Cantars», als Schulleiterin und als Chorleiterin kann sie auf eine grosse Erfahrung zurückblicken. Die 2020 durchgeführte Umfrage, wie ein neues Kirchengesangbuch konzipiert werden soll, machte deutlich, dass wiederum ein gedrucktes Kirchengesangbuch nötig ist, ergänzt jedoch mit neuen digitalen Mitteln. Die Umfrage bestätigte eindrücklich, dass das gemeinsame Singen auch in kleinen Gottesdienstgemeinschaften zu lebendigen Gottesdiensten beiträgt und ein zentraler Bestandteil gottesdienstlicher Planung ist.
2022 erhielt das Projekt «AG Chance Kirchengesang» den definitiven Projektnamen «Jubilate – Chance Kirchengesang» (vgl. www.jubilate.ch).
Die Ziele
Das gedruckte Gesangbuch und die neuen Medien wollen auf die Veränderungen im kirchlichen Alltag eingehen: Sie dienen kleinen und grossen Feiergemeinschaften; sie fördern die Singanimation und die Vielfalt der Gesänge; sie berücksichtigen die Mehrsprachigkeit und Interkulturalität; sie fördern die Ökumene in der Schweiz, und sie vereinfachen die Zusammenarbeit der Mitbeteiligten – mit dem grossen Ziel, Gottes frohe Botschaft zu verkündigen und zu feiern. Ergänzt wird das gedruckte Gesangbuch mit digitalen Möglichkeiten: einem Gottesdienstplaner für die vereinfachte Zusammenarbeit, der Möglichkeit, Lieder zu beamen oder auf dem Smartphone anzusehen, und einem Shop für individuelle Pfarreianhänge.

Das blaue Kirchengesangbuch (oben) ist in die Jahre gekommen. Das neue Projekt «Jubilate» wird multimedial aufgebaut.

Ökumene
Im Bereich der Ökumene ist die Zusammenarbeit intensiv. Der Prototyp des digitalen Gottesdienstplaners wurde von «Jubilate» mit «enchanté» (Gesangsprozess der evang.-ref. Kirche) zusammen mit einer Digitalfirma entwickelt. Die digitale Servicestruktur soll künftig gemeinsam getragen werden. Ebenfalls besteht ein Austausch mit dem Gesangbuchprozess der Evang.-ref. Kirche Deutschland sowie mit der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Liedgut.
Kommissionen
Das Projektteam «Jubilate» sowie die verschiedenen Kommissionen arbeiten zielstrebig in ihren Aufgabenbereichen. In der Kommission «Hymnologie» wurde das Kirchengesangbuch KG 1998 geprüft. Weiter wurden und werden das «Rise up plus», das «Gotteslob», das katholische Kirchengesangbuch in Deutschland und Österreich sowie weitere Editionen evaluiert. Zudem ist die Mehrsprachigkeit in einer entsprechenden Kommission in Zusammenarbeit mit «Migratio» auch unter Berücksichtigung der Landessprachen ein wichtiges Thema. Die Kommission «Wort» verantwortet das Buchkonzept, prüft Gebete, Texte und Gottesdienstformulare, welche mit den neuen «Jubilate»-Medien zur Verfügung stehen sollen. Die Kommission «Experimente» schrieb mehrere Mitwirkprojekte aus, auch zur Einreichung neuer Gesänge. Die Durchführung dieses Experiments zeigte auf, dass ein grosses Bedürfnis besteht, liturgische Gesänge einreichen zu dürfen. Daher wird zu gegebener Zeit ein weiterer Aufruf erfolgen. 2024 wurde in einem Experiment das Singen im Gottesdienst direkt ab Smartphone oder Tablet mit einem Prototyp intensiv getestet. Die meisten Teilnehmenden waren sich einig: Die Bedienung des neuen Mitsing-Tools ist einfach und intuitiv. Die digitale Handhabung beeindruckte nicht nur Technikfans, sondern insbesondere auch Menschen im höheren Alterssegment. Der digitale Gottesdienstplaner soll mit dem Tool ausgestattet werden, so dass Pfarreien und Kirchgemeinden später selbst entscheiden können, ob sie die Möglichkeiten des Mitsing-Tools nutzen möchten.
Das Projekt «Jubilate» erfordert viel Arbeit, die mit Begeisterung und Freude von vielen mitgetragen wird.
Die Finanzierung
Das Richtbudget des grossen «Jubilates-Projekts beläuft sich auf 5,5 Millionen Franken. Die Deutschschweizer Landeskirchen und Kirchgemeindeverbände leisten in den Jahren 2023 bis 2027 jährliche Beiträge. Da erst nach Erscheinen des neuen multifunktionalen Kirchengesangbuchs Verkaufserlöse anfallen, ist das Projekt über die bisherigen Beiträge auch auf Überbrückungskredite und Spenden angewiesen. Als Erscheinungstermin ist der erste Advent 2028 vorgesehen.
Die Inländische Mission ist zusammen mit den Projektverantwortlichen davon überzeugt, dass das Emeuerungsprojekt «Jubilate» erfolgreich sein wird und eine grosse Chance für die Kirche der Zukunft darstellt. Gebet und Gesang werden auch künftig für die Menschen wichtig sein und die Gottesdienste attraktiv machen. Wir danken Ihnen für jede Unterstützung ganz herzlich!
Urban Fink-Wagner, Geschäftsführer IM
Abt Urban Federer zu «Jubilate»
«Die Kirchenmusik ist ein Teil der gesamtkirchlichen Entwicklung, wer heute und morgen Gottesdienste feiert, für die und den ist das gemeinsame Singen eine Berufung: die Berufung, mit anderen zusammen Gott zu loben und zu preisen. Mit ist zukünftig das Singen im Gottesdienst aus einem Kirchengesangbuch gewährleistet, ergänzt werden digitale Produkte. Vorbereitung und Durchführung von Gottesdiensten vor Ort werden erleichtert. Und schliesslich spiegelt die zunehmende Vielsprachigkeit der katholischen Kirche in der Schweiz wider. setzt darum auf die Zukunft der Kirche in der Schweiz.»
Abt Urban Federer, DOK-Beauftragter «Jubilate»
Die Hilfe der inländischen Mission
Die IM unterstützt nicht nur den Bau und die Restaurierung von gottesdienstlich genutzten Kirchen, sondern mit der Bettagskollekte auch Seelsorgeprojekte. Das hier vorgestellte «Jubilate»-Projekt ist ein Sonderfall, der gleich beide Bereiche abdeckt, was ist eine Kirche ohne Kirchengesangbücher, die für den Gottesdienst unverzichtbar sind? Da das Projekt auf Hilfe angewiesen ist, unterstützt die IM das faszinierende unternehmen bis zum Erscheinen des Gesangbuchs «Jubilate» mit einem Überbrückungskredit und mit der Sommersammlung 2025 nach dem Motto, dass eine Kirche ohne Singen unvorstellbar ist und ein neues Gesangbuch Wirkung zeigen wird. (ufw)